Im Mai 1959 hat Theodor Adorno auf dem Deutschen Soziologentag eine „Theorie der Halbbildung“ entwickelt. Wenig später erschien sie in der Zeitschrift „Der Monat“. Kürzlich ist mir das Suhrkamp-Bändchen wieder in die Hände gefallen. Der Text ist vor dem Hintergrund der Debatte über Netzpolitik und Urheberrecht sehr interessant: „Das Halbverstandene und Halberfahrene ist nicht die Vorstufe der Bildung, sondern ihr Todfeind.“
Damit möchte ich niemandem vorwerfen, halbgebildet zu sein, und wenn ich es täte, wäre ich vom Vorwurf mitbetroffen, denn Adorno selbst schrieb: „Eitel wäre die Einbildung, irgend jemand – und damit meint man immer sich selber – wäre von der Tendenz zur sozialisierten Halbbildung ausgenommen.“
Überforderung unserer Aufnahmefähigkeit
Lesenswert finde ich Adornos Text heute aus einem ganz allgemeinen Grund: Das Internet hat die Gesellschaft so schnell und gründlich durchdrungen wie keine Technologie zuvor. Es verändert sich permanent. Seine Durchdringungs-Geschwindigkeit übersteigt unsere Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit bei weitem. Als Nebeneffekt setzt die Netzrevolution alle seine Teilnehmer Fragen des Rechts und der Ökonomie aus, von denen wir vorher nichts gewusst haben und nichts wissen mussten, wovon ich mich keineswegs ausnehme. Das Urheberrecht ist ein prominentes Beispiel, aber bei weitem nicht das einzige.
Im Angesicht des Netzes sind wir alle halbwissend. Welche Folgen aber hat das für Selbstverständnis und Kommunikation? Dazu ein kurzer Abriss der Adorno-Theorie der Halbbildung:
Adorno fasst den Begriff der Bildung sehr weit und spricht ihm grundlegenden Wert für die autonome Gesellschaft zu:
Bildung sollte sein, was dem freien, im eigenen Bewusstsein gründenden, aber in der Gesellschaft fortwirkenden und seine Triebe sublimierenden Individuum rein als dessen eigener Geist zukäme. Sie galt stillschweigend als Bedingung einen autonomen Gesellschaft: je heller die Einzelnen, desto erhellter das Ganze.
Bildung als Mittel und Ausdruck sozialen Aufstiegs
Erst die Bildung ermöglichte den Wandel der Gesellschaft vom Untertanen- zum Bürgerstaat:
Die Qualitäten, die dann nachträglich den Namen Bildung empfingen, befähigten die aufsteigende Klasse zu ihren Aufgaben in Wirtschaft und Verwaltung. Bildung war nicht nur ein Zeichen der Emanzipation des Bürgertums, nicht nur das Provileg, das die Bürger den geringeren Leuten, den Bauern, voraus hatten. Ohne Bildung hätte der Bürger, als Unternehmer, als Mittelsmann, als Beamter und wo auch immer, kaum reüssiert.
Bildung ist dabei nach Adorno nicht einfach nur die Summe des erworbenen Wissens, sondern ein innerer Geisteszustand, der sich zwar aus der Zufuhr von Wissen speist, sich aber nicht in ihm erschöpft. An einer Stelle beschreibt Adorno Bildung als elitäres, nicht erwerbbares Privileg:
Bildung lässt sich, dem Spruch aus dem Faust zu entgegnen, überhaupt nicht erwerben. Erwerb und schlechter Besitz wären eines. Eben dadurch aber, dass sie dem Willen sich versagt, ist sie in den Schuldzusammenhang des Privilegs verstrickt: nur der braucht sie nicht zu erwerben und nicht zu besitzen, der sie ohnehin schon besitzt. So fällt sie in die Dialektik von Freiheit und Unfreiheit.
Nur wer gebildet ist, wisse zu differenzieren:
Bildung und Differenziertheit sind eigentlich dasselbe.
Schädlicher Einfluss der Massenmedien
In der Moderne aber haben die Massenmedien laut Adorno die tradierte Bildungswelt zerstört:
Nicht zuletzt dank der Massenmedien, Radio und Fernsehen, ist die vorbügerliche, wesentlich an der traditionellen Religion haftende Vorstellungswelt, jäh zerbrochen. Sie wird verdrängt vom Geist der Kulturindustrie: das Apriori des eigentlich bürgerlichen Bildungsbegriffs jedoch, die Autonomie, hat keine Zeit gehabt, sich zu formieren.
Adorno nennt als Massenmedien nur Radio und Fernsehen, aber man darf annehmen, dass er das Internet oder Teile davon wohl mit eingeschlossen hätte, wäre es zu seiner Zeit entstanden.
Weil Bildung ein Erkennungsmerkmal der Elite sei, bestehen nach Adorno enorme gesellschaftliche Anreize, Bildung einfach nur vorzuschützen:
Zugleich aber wächst mit dem Lebenssstandard der Bildungsanspruch als Wunsch, zu einer Oberschicht gerechnet zu werden, von der man ohnehin subjektiv weniger stets sich unterscheidet. Als Antwort darauf werden immense Schichten ermutigt, Bildung zu prätendieren, die sie nicht haben.
In Wahrheit kämen im Zeitalter der Massenmedien (und des Internets?) aber nur noch wenige Menschen in den Genuss wahrer Bildung, nämlich nur Leute, die nicht ganz von ihrer Zeit vereinnahmt sind:
An ihm partizipieren nur noch, zu ihrem Glück oder Unglück, einzelne Individuen, die nicht ganz in den Schmelztiegel hineingeraten sind, oder professionell qualifizierte Gruppen, die sich selbst gern als Eliten feiern. Die Kulturindustrie im weitesten Umfang jedoch, all das, was der Jargon als Massenmedien bestätigend einordnet, verewigt jenen Zustand, indem sie ihn ausbeutet.
Adornos Definition der Halbbildung
Was genau meint Adorno mit Halbbildung? Eine Schwäche seines Essays ist, dass er den Begriff nicht wirklich präzise definiert. Die noch genaueste, aber reichlich unverständliche Definition im Text lautet wie folgt:
Im Klima der Halbbildung überdauern die warenhaft verdinglichten Sachgehalte von Bildung auf Kosten ihres Wahrheitsgehalts und ihrer lebendigen Beziehung zu lebendigen Subjekten. Das etwa entspräche ihrer Definition.
Sieht man über die Definitionsschwäche hinweg, ist Adornos Text eindrucksvoll in der Beschreibung der Auswirkungen von Halbbildung. Er macht sechs Phänomene aus, die überaus schlüssig wirken und sich leicht an der Wirklichkeit beobachten lassen:
1. Gereiztheit und Besserwisserei:
Halbbildung ist gereizt und böse; das allseitige Bescheidwissen immer zugleich auch ein Besserwissen-Wollen. Halbbildung ist die Sphäre des Ressentiments schlechthin. (…) Jede ungefragte Frage wird konsequenzlos mit einem „Das ist“ beantwortet.
2. Aussetzen des logischen Verstands:
Die wahnhaften Systeme der Halbbildung sind der Kurzschluss in Permanenz.
3. Mangelnde Selbstreflektion:
Halbbildung ist defensiv; sie weicht den Berührungen aus, die etwas von ihrer Fragwürdigkeit zutage fördern könnten. (…) Nicht umsonst rühmt sich der Halbgebildete seines schlechten Gedächtnisses, stolz auf seine Vielbeschäftigtkeit und Überlastung.
4. Erschließen der Wirklichkeit über Personen:
Dem Halbgebildeten verzaubert alles Mittelbare sich in Unmittelbarkeit, noch das übermächtige Ferne. Daher die Tendenz zur Personalisierung: objektive Verhältnisse werden einzelnen Personen zur Last geschrieben oder von einzelnen Personen das Heil erwartet.
5. Vorfassen gestanzter Meinungen:
Halbbildung kennt als entfremdetes Bewusstsein kein unmittelbares Verhältnis zu irgend etwas, sondern ist stets fixiert an die Vorstellungen, welche sie an die Sache heran bringt. Ihre Haltung ist die des taking something for granted; ihr Tonfall bekundet unablässig ein „Wie, das wissen Sie nicht?“
6. Zurückbleiben hinter dem Potential:
Wie es in der Kunst keine Approximationswerte gibt; wie eine halbgute Aufführung eines musikalischen Werkes seinen Gehalt keineswegs zur Hälfte realisiert, so steht es wohl um die geistige Erfahrung insgesamt. Das Halbverstandene und Halberfahrene ist nicht die Vorstufe der Bildung, sondern ihr Todfeind: Bildungselemente, die ins Bewusstsein geraten, ohne in dessen Kontinuität eingeschmolzen zu sein, verwandeln sich in böse Giftstoffe, tendenziell in Aberglauben.
So weit Adorno. Wer würde hier nicht einen Vorweggriff des Shitstorms erkennen? Da das rasante Internet nur Halbgebildete kennt, stehen wir alle in der dauernden Gefahr, einem der sechs Phänomenen oder sogar allen gleichzeitig anheim zu fallen. Demut scheint angebracht.
Bild Adorno: Phillweb
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[...] Halbwissen a’la Adorno ist nicht per se prima. Demut bei der Anwendung schadet sicherlich nicht. Darum nun zum Schluss etwas zum Anhören. Der große Hermeneut Hans-Georg Gadamer erzählt die Geschichte der Philosophie. [...]
Der Sieg des Halbwissens | Philipp Greifenstein
16. Dezember 2013
Petruschek
Hallo Christoph, ich finde deinen Beitrag extrem shitstormmäßig interessant! Ich möchte nur ein paar Ergänzungen, bzw. meine eigene Audfröselung der Horkheimer/Adorno Thematik anbringen und für Jan Dark das ein oder andere noch ein bisschen pointierter Aufarbeiten ohne Klugscheißen zu wollen:
Mit Halbbildung deutet Adorno mehrere Phänomene an, die er in der Nachkriegsgesellschaft aufkommen sieht.
Ganz zentral ist der Rekurs auf Freud, Marx und den Nachkriegskontext als Jude. Adorno betreibt eine Art Psychoanalyse der (faschistischen) Gesellschaft. Ihm geht es um das unterschwellige Kranke, das der Massenmord zurückgelassen hat. Halbbildung ist Ausdruck davon. Als sozialpsychologisches Phänomen, lässt sich in dem Zusammenhang an folgenden Begriffen festmachen:
- Die instrumentelle Vernunft:
Die antike und neuzeitliche Aufklärung waren Emanzipationsmaßnahmen aus dem Mythos. In beiden Fällen hat sich die Vernunft von tradierten und in vielerlei Hinsicht sinnfreien religiösen Riten befreit. Diese Vernunft hat sich aber im weiteren Verlauf verselbständigt und ist von allem Ethos abgekommen und zum Instrument der Machterhaltung und Ökonomie verkommen. Der halbgebildete nutzt “Bildung” also zur Erlangung von Macht und Geld.
- Herrschaftsverhältnisse:
Hinter den Vorhängen haben sich somit feudalistische Herrschaftsverhältnisse verfestigt. Der Halbgebildete ahnt davon nichts.
- Anpassung und Geisteskultur:
Bildung findet in einem ausgeglichenen Verhältnis statt. Adorno vertritt Schillers (bzw. Hegels und Humboldts) Bildungsdialektik. Vom naiven Blick in die Welt (Kind), über den reflexiven (Erwachsener) findet sich der Einzelne über seine Geschichte (Alter) und wird so weise. Bildung findet immer zwischen den Ansprüchen der Gesellschaft und jenen des Individuums statt und ist Selbstzweck. Halbgebildet ist der (naive) Angepasste, der nur den Ansprüchen der Gesellschaft folgt. Auch der lebensfremde (stets grübelnde, reflektierende)Theoretiker, der sich im echten Leben nicht bewähren kann schert sozusagen zur anderen Seite der Halbbildung aus. Adorno spricht aber in erster Linie vom naiven Angepassten und zweckorientierten Kulturindustriellen.
- Sozialwissenschaft: Seine Theorie der Halbbildung ist auch ein Pamphlet gegen das auf kommerzielle und administrative Zwecke zugeschnittene amerikanische Social Research. (Heute hochaktuell mit PISA, Lernatlas und dergleichen!) Er plädiert für mehr qualitative Ansätze um den Forschungsergebnissen mehr Tiefe zu geben. Für ihn ist ein sinnvoller Sozialwissenschaftsbegriff nur mit einem ausgewogenen Verhältnis aus Empirie und Theorie möglich.
- Bildung als Ideal: Die in den letzten zwei Punkten angesprochene Dialektik speist sich philosophiegeschichtlich aus dem Idealismus-Empirismus Konflikt. Das Bildungsideal ist, außer in der von Adorno hochgehaltenen Aufklärungszeit, als Anpassung und Geisteskultur das gleiche waren, bzw. eine Anpassung an Geisteskultur als emanzipatorische Bewegungen stattfand, nicht möglich. Man kann danach nur noch im Sinne Platons daran teilhaben (metexis) und sie wiedererinnern (anamnesis). Halbbildung war und ist also unser aller Schicksal, dem wir nicht entrinnen können. „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen“. Es ist kein Unvermögen des Einzelnen oder der Gesellschaft, sondern determiniert.
Wichtig ist es Adornos Kulturpessimismus vor dem Hintergrund des sich eben abgezeichneten Dritten Reiches zu verstehen. Er war Jude und für ihn, wie für alle anderen, war der Holocaust ein mehr als traumatisches Erlebnis. Nach der Naziherrschaft von Bildung und überhaupt von Kultur reden, war für ihn eben immer zutiefst Frevelhaft. Der Halbbildungsbegriff drückt dieses Empfinden, welches im Grunde eine Schockstarre war, aus. Er sah keinen Ausweg aus der Spirale nach unten, der negativen Dialektik.
Christoph Keese
Vielen Dank! Das ist ein sehr aufschlussreicher Beitrag. Ich habe etwas dazu gelernt!
Andreas Binder
Wirklich hervorragend erläutert, danke. Trägt auch zum Verständnis des Originaltextes bei.
mfg
robbyb
Interessanter Artikel !
Allerdings haben Sie – wie nicht anders zu erwarten – bei einem Absatz beide Augen zugekniffen.
Panda liberal
Ja, „Bild Dir Deine Meinung!“
Herr Keese: Geben Sie es endlich auf! „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“
Sie kennen den Unterschied zwischen Rundfunk und Telekommunikation? Dass sich Adornos Thesen nicht auf das Internet übertragen lassen, können Sie schon an der Wikipedia erahnen. Auch die Plagiatsaffären sind ein schönes Beispiel für die Kommunikation im Netz. Das Internet hat nichts mit dem Rundfunk zu tun. Das Internet ist die konsequente Weiterentwicklung unserer Telekommunikation. Nicht mehr und nicht weniger.
Dass, was Ihnen und Ihrem Konzern zu schaffen macht, ist nur ein kleine Marginalie. Dafür müssen wir nicht philosophisch werden. Verhandelt einfach besser mit Google und Co! Macht einfach euren Job vernünftig!
Flo Diehl
sehr schöner Artikel – dank dafür. Adorno war bisher nie auf meinem Schirm; ich hab noch den neuen Eric Kandel und Evgeny Morozov aufm Stapel liegen, aber danach werd ich ihn mir definitiv vornehmen…
Anyway, ich möchte auf zwei Dinge kurz ansprechen die ich interessant finde:
1. “Das Internet hat die Gesellschaft so schnell und gründlich durchdrungen wie keine Technologie zuvor.”
Glaube ich so nicht. Ich denke nur, dass das Internet diese Durchdringung schneller vollzieht als jede andere technologische Errungenschaft zuvor. Beispiel: Leonardo da Pisa brachte im 13. Jhd. die moderne Arithmetik nach Italien und später nach ganz Europa. dies veränderte die Mathematik, den Handel, und unser Denken über Geld usw. so grundlegend, dass ohne ihn (er ist besser bekannt als Fibonnaci) unsere Welt so nicht vorstellbar wäre. Was wir in den Mathematikbüchern unseren Kindern heute beibringen sind die gleichen Rechenaufgaben wie in Fibonnaci’s Buch vor 800 Jahren…
Was ich damit sagen will ist: es gab früher auch umfassende Revolutionen, die wir heute nicht nur als selbstverständlich betrachten, sondern ohne die wir gar nicht denken/kommunizieren könnten. Aus der dorischen Invasion und dem Massenexodus entstand später Griechenland als erster moderner Staat und brachte Plato, Aristoteles etc. hervor, ohne die Adorno niemals seine Gedanken hätte kommunizieren können.
Deshalb ist Bildung umso wichtiger, um zu verstehen, dass solche Revolutionen sehr oft in der Geschichte vorkamen. Des Weiteren lassen sich bestimmt auch Lehren ziehen und nur echtes Wissen über unsere Geschichte ermöglicht uns dies.
Zweitens: ich würde das Ganze gerne mehr in Richtung der aktuellen Streitigkeiten um Urheberrecht ziehen. Sicherlich ist es in Zeiten der Massenmedien schwierig sein Halbwissen abzubauen und durch echtes Wissen zu ersetzen. Jedoch würde ich das Internet nicht kategorisch als Massenmedium bezeichnen, denn es ermöglicht es (noch) jedem einzelnen seine eigenen Quellen zu suchen, und sich verschiedene Informationskanäle zu beschaffen.
Im Bezug auf den vorherigen Beitrag von Herrn Gaede: es wird hier genau das Halbwissen der User angeprangert: die User wissen nicht was es kostet, Journalisten um die Welt zu schicken und die Nachrichten zusammenzutragen. Natürlich. Da stimme ich zu. Aber warum denn? Weil es uns (Usern) keiner sagt. Die Medien, speziell die Verleger, haben jahrelang die Kostenloskultur mit geprägt, indem sie sich selbst vorgegaukelt haben, alles durch Werbung finanzieren zu können. Insofern würde ich Herrn Gaede vorwerfen, die ganze Schuld auf die User abzuwälzen und sich selbst nicht den Spiegel vorzuhalten.
Anders herum gilt das natürlich genauso.
Mein Punkt ist: Wir müssen ehrlich diskutieren, um dieses Halbwissen abzubauen. Wenn die Verlage Probleme haben, sollen sie nicht um den heißen Brei herumreden und die “Kreativen” an die Front schicken, sondern klipp und klar sagen, dass Google ihre werbebanner-finanzierten Inhalte untergräbt!
Soll uns der GEO-Chef doch sagen, was so ein Artikel kostet! Und dann können wir offen darüber reden, was es den Lesern wert ist so einen Artikel zu lesen…
Jan Dark
Aus den Zitaten von Adorno wird nicht deutlich, ob es sowas wie Vollbildung gäbe. Auch bleibt der Begriff “halb” schwammig. Die Hälfte von was? Der ganzen Bildung. Wirkungsästhetisch müsste man sagen, dass der Begriff wenig nützlich ist, da nicht operationalisierbar. Das klingt dann eher wie Gräfs Idiotae (man beachte das lateinische Plural-ae).
Dagegen kann man den “Shitstorm” eine neumodische Begrifflichkeit der Printgemeinde besser operationalliseren. Es ist die Verkehrssitte in der Politik, dass bisweilen auch gepöbelt wird seit der Zulassung der Plebejer zur Politik in der Römischen Republik. In zwei Jahrtausenden sollten wir uns an die Verkehrssitten in der Polis gewöhnt haben und nicht fasziniert auf Internet starren und Neuigkeit wittern, was wir in Bierzelten längst erleben durften. Volkstribunen wie Franz-Josef Strauss nutzen diesen Politikstil sehr intensiv.
http://de.wikipedia.org/wiki/Plebejer
Dies wurde auch in der Verfassungsdebatte bei dem Griechen Herodot schon vor über 2500 Jahren diskutiert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Verfassungsdebatte_bei_Herodot
Man könnte daher vermuten, dass es dem einen oder anderen Bildung über die Demokratie und ihre Usancen mangelt oder dass auf der anderen Seite, gegen die Demokratie, gegen die Mitsprache des Volkes die Rede gehalten wird wie weiland Herr Gräf vom Toiletten-Web:
http://www.sueddeutsche.de/digital/die-neuen-idiotae-web–1.335426
Sei es. Wie sagte schon Erich Honecker fabelmäßig:
“So erklärte er (Honecker) am 14. August 1989 bei der Übergabe erster Funktionsmuster von 32-bit-Mikroprozessoren durch das Kombinat Mikroelektronik Erfurt: „Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“.”
http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Honecker