Ich bin stolz, fünf Jahre lang in der Anfangsphase der Financial Times Deutschland mit dabei gewesen zu sein. Hier eine subjektive Auswahl von Fotos aus dieser Zeit. Dank an Detlev Scheerbarth, der viele dieser Bilder geschossen hat: *
Kolja Kahle bastelt mit seinen Leuten ein Modell des Newsrooms. Es ist der erste integrierte Multimedia-Newsroom Deutschlands. Sogar ein professionelles Radiostudio und eine fest installierte Fernsehkamera für Live-Schaltungen gibt es:
Wo stellen wir das denn jetzt hin? Links Robin Pauley, Managing Editor der Financial Times aus London. Ein Gentlemen der alten Schule. Er zieht für viele Monate von London nach Hamburg, um ums beim Aufbau zu helfen:
Ich liebe meinen Mac! Die Computer sind gerade angekommen:
Zeitungsdesigner Robert Lockwood (sitzend) aus den USA berät uns bei der Gründung. Links Kolja Kahle, rechts Christian Barthold, damals Art Director. Später kommt Lukas Kircher als Berater hinzu:
Als wir endlich fertig sind mit den ersten Entwürfen, drucken wir sie an und verteilen sie im Konferenzraum des Madison Hotels an die neuen Kolleginnen und Kollegen, die nun scharenweise das Team vergrößern. Es ist für viele der erste Kontakt mit dem Blatt. Sie haben unterschrieben und bei ihren bisherigen Arbeitgebern gekündigt im blinden Vertrauen darauf, dass die Startmannschaft eine vernünftige Zeitung entwerfen wird. Diese Startmannschaft bestand anfangs aus nur fünf Leuten, später wurden es zehn oder fünfzehn. Richtig Redakteure einstellen konnten wir erst, nachdem die Gesellschafter G+J und Pearson aufgrund der Dummys grünes Licht gegeben haben:
Wolfgang München erklärt den neuen Kollegen das Blatt Seite für Seite. Wir befinden uns im Herbst 1999. Wenige Monate später soll die FTD auf den Markt kommen. Zufrieden ist mit dem Zwischenstand aber noch niemand. Viele Neuankömmlinge zweifeln vermutlich an ihrer Entscheidung. Aber es herrscht dennoch eine prickelnde Aufbruchstimmung. Bei der Vorstellungsrunde fällt auf, dass 33 das meist genannte Alter ist. Allein dieser Umstand sorgt schon für Gänsehaut, denn das Durchschnittsalter der Konkurrenzredaktionen liegt locker um 20 Jahre darüber:
Zur Blattkritik der Dummys laden wir prominente Unternehmer ein. Hier spricht Hartmut Mehdorn, damals Chef von Heidelberger, danach bei der Bahn:
Bei der FTD gibt es eine knallharte Clean Desk Policy:
Wo stand es denn noch mal? Links Nikolaus Förster, in der Mitte Helene Laube, die später für die FTD nach San Francisco geht:
Karen Kleinwort, Helene Laube, Harald Ehren und Fred Stüdemann. Fred gehört zu den fünf Deutschsprachlern im Dienst der britischen FT, die allesamt nach Hamburg geschickt werden. Ihm hat die FTD ihren Wochenendteil zu verdanken, denn Fred, einer der ersten im Team, kämpft in der Gründungsphase dafür wie ein Löwe:
Jetzt wird es spannend. Kurz vor der Einführung der FTD texten wir eine Schlagzeile für eine der letzten Probeausgaben:
Die Kästen am Balken haben wir Andrew verpasst. Vorher herrschte Chaos, jetzt haben die Deutschen alles schön säuberlich organisiert:
Ulf Schlüter und Wolfgang Büchner. Ulf ist heute bei der Südwest Presse in Ulm, Wolfgang Chefredakteur der dpa, dazwischen war er Chef bei Spiegel Online. Vor den beiden Herren liegen die Pizza-Schachteln:
Ulf Schlüter bearbeitet Seite Eins, Peter Berger geht ihm dezent zur Hand und Wolfgang Büchner kann’s nicht fassen:
Und dann hängt die neue Zeitung plötzlich am Kiosk. Die erste Einführung einer überregionalen deutschen Tageszeitung seit der taz. Und vermutlich die letzte Einführung einer großen Zeitung in der deutschen Geschichte:
Pflichtblatt: Überdimensionales Plakat am Hamburger Hauptbahnhof aus der Einführungskampagne im Jahr 2000:
Der Klügere gewinnt: Noch ein Einführungs-Motiv:
Die Blickrichtung stimmt schon: Die Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs in den Monaten nach dem Start:
Diese Motiv macht richtig etwas her. Ein Papierflieger der FTD am zentralen Kreisverkehr in Berlin-Tegel. Heute steht dort ein Logo der Deutschen Bank.
Mit diesem Motiv bewerben wir unsere Multimedialität. „Der Nachricht ist es egal, auf welchem Wege sie zum Leser kommt“ – diesen Wahlspruch führen wir schon im Munde, als es die Netzgemeinde noch gar nicht gibt. Die Technik sieht aus wie von 1812, stammt aber von 2000:
Deutschlands wichtigste Familienunternehmer auf dem Titelbild einer Ausgabe, in der es um Unternehmertum geht. Das Bild wird von André Rival auf der Frankfurter Buchmesse aufgenommen. Alle zur gleichen Zeit in einen Raum zu bekommen, ist Ergebnis wochenlanger Arbeit. Florian Langenscheidt hat großen Anteil daran:
Mein Büro. Gegenüber sitzt Andrew Gowers und später Wolfgang Münchau. Die Fenster führen zum Fleet, aus dem es im Sommer bei Hitze stinkt, von den Mücken ganz zu schweigen. Ansonsten ist die Lage am Hafen wunderbar. Die Cortados der umliegenden Spanier erhalten die Redaktion am Leben:
Wolfgang Münchau, mein großartiger Chefredakteurs-Kollege. Einer der brillantesten Pessimisten seit Schopenhauer. Wir halten eine Rede auf Andrew Gowers bei seiner Abschiedsparty. Andrew geht als Chefredakteur zurück zur Financial Times nach London:
Andrew hat Spaß daran, wie Wolfgang und ich uns über ihn lustig machen:
Andrews Abschiedsparty in einer Spelunke am Hamburger Hafen. Andrew hat immer etwas in der Hand: entweder ein Handy, einen Stift oder eine Zigarette.
Der Ponton. Alkohol in der Hitze des Nachmittags trägt zum Schaukeln bei. Das Ding hat gefährliche Schlagseite:
Auf dem Ponton bei Andrews Abschiedsparty. Julia Jäkel, heute im Vorstand von Gruner+Jahr, Zeitungsmanager Konrad Zinke und Andrew Gowers. Schon jetzt ist jedem klar, dass Julia ein Management-Ausnahmetalent ist:
Als Abschiedsgeschenk gibt es eine Sonderzeitung. Und die produziert einen kleinen Skandal. In dem Blatt steht eine erfundene Spaßgeschichte, wonach Bertelsmann den britischen Verlag Pearson, Mutter der FT, kaufen will und ein Angebot gemacht hat. Die automatische Computerbrücke zwischen Redaktion und Archiv zieht diesen Text, nie für die Veröffentlichung gedacht, in die Datenbank, wo er über Google sichtbar wird und prompt einigen Nachrichtenagenturen auffällt. Bertelsmann und Pearson müssen das Übernahmegerücht dementieren – Extra-Herzklopfen bei der Abschiedsparty:
Das ist sie, die berüchtigte Abschiedszeitung:
Andrew Gowers und Bernd Kundrun, Vorstandsvorsitzender von Gruner+Jahr. Ohne seinen verlegerischen Mut hätte es die FTD nie gegeben. Zinke und Kundrun haben uns immer jede erdenkliche Unterstützung gewährt. Kein Freitag in der Vorbereitungs- und Startphase, an dem Kundrun nicht nach der Arbeit noch einmal vorbeischaut, um nach dem Stand der Dinge zu fragen und allen auf die Schulter zu klopfen:
Bernd Kundrun als stolzer Verleger:
Geschäftsführer Michael Rzesnitzkek und Andrew Gowers liegen sich in den Armen. Es wird um Budgets gerungen, aber nie gestritten:
Meine Abschiedsfeier im Mai 2004, bevor ich als Chefredakteur zur „Welt am Sonntag“ gehe. Mit Matthias Lambrecht und Ileana Grabitz. Obwohl ich mich auf die „Welt am Sonntag“ freue, bricht es mir das Herz, diese einmalige Redaktion zu verlassen:
Martin Kotthaus, heute Sprecher des Finanzministers, G+J-Zeitschriftenvorstand Rolf Wickmann und Julia Jäkel:
Danke, liebe Kolleginnen und Kollegen bei der FTD, für alles, was Ihr geleistet habt!
* Detlev Scheerbarth war damals mit bei der FTD. Er hat die Gründungsgeschichte fotografisch dokumentiert. Die Bilder hier erscheinen mit seiner freundlichen Genehmigung. Detlev hat sich bei mir gemeldet und auf die Autorenschaft hingewiesen. Recht hat er!
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P.S. Der FTD weint niemand bei klarem Verstand eine Träne nach – und wir können alle nur hoffen, dass BLÖD, Welt, FAZ und Co. auch bald den Abgang machen.
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Eine Wirtschaftszeitung die es nicht auf die Reihe bekommt wirtschaftlich zu arbeiten ist, äh was?
Dumme Sache, aber so läuft das eben.
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Leider fehlen die Fotonachweise. Wäre doch fair, oder?
[...] Jahren war ich Gast einer Redaktionskonferenz der Financial Times Deutschland mit Chefredakteur Christoph Keese in Hamburg. Die Aufbruchstimmung damals und der Newsroom bleiben mir in lebhafter Erinnerung. Jetzt [...]
Zur Zukunft der Zeitung
29. November 2012
Dominik Faust
Vor rund zehn Jahren war ich Gast einer Redaktionskonferenz der Financial Times Deutschland mit Chefredakteur Christoph Keese in Hamburg. Die Aufbruchstimmung damals und der Newsroom bleiben mir in lebhafter Erinnerung. Jetzt bewegt mich das Blatt wieder: http://www.dominik-faust.de/zur-zukunft-der-zeitung-eine-bestandsaufnahme/
KÄÄÄSE
Wie wäre es denn, wenn die “idealo Internet GmbH” Abgaben an die verschiedenen Fachmagazine zahlt, deren Inhalte auf idealo.de verwendet werden (z. B. http://www.idealo.de/preisvergleich/Meinungen/2645052.html) ???
Dieses Portal gehört doch auch zu Ihrem Hause oder?
Einerseits heulen Sie rum, dass Google aufs Lesen des eigentlichen Artikels neugierig machende Snippets von Ihnen verwendet ohne was zu zahlen.
Andererseits fassen Sie die Testergebnisse diverser Fachmagazine einfach zusammen, so dass man sich den Kauf der ganzen Fachmagazine auch sparen kann.
Es ist unfassbar, dass jemand wie Sie, der in einer sehr hohen Position arbeitet, argumentiert wie ein kleines Kind.
Sie sind doch nur neidisch auf Google und würden gerne bei denen im Vorstand sitzen.
Leute wie Sie ziehen den Journalismus in den Dreck!
Meine Meinung: Sie sollten sich bei der Bundesregierung, bei allen Journalisten, kleinen Verlagen (die die nicht so wie Sie denken), bei Google und dem ganzen deutschen Volk für die Idee des LSR´s entschuldigen!
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Und Ihre Frage “Wer sind Sie eigentlich?” zeigt doch sehr gut was für ein abgehobener Mensch Sie sind.
M.Winter
“Das Max-Planck-Institut für Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht (MPI), der Fachausschuss Urheber- und Medienrecht der Deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtschutz und Urheberrecht (GRUR) sowie einige der bekanntesten Rechtswissenschaftler aus dem Bereich des Urheber- und Informationsrechts haben sich in einer ausführlichen Stellungnahme gegen das geplante Leistungsschutzrecht für Presseerzeugnisse ausgesprochen.”
Hier hört man allerdings zum LSR so gar nichts mehr?
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Man hört hier nichts mehr vom LSR, weil der Herr Keese und seine Kollegen richtig schön die Hose voll haben.
Goethe
“Der Klügere gewinnt”. Die Werbefahne hing im Frankfurter HBF. Im Hintergrund sieht man – spiegelverkehrt – die Werbung der “Frankfurter Rundschau”. Times they are a-changin’.
Christoph Keese
Danke!
Christoph Keese
Richtig, das wird Frankfurt sein. Danke für den Hinweis. Ich ändere es im Text.
jojoschi
Bild 1+2 aus der Werbekampagne (“Pflichtblatt”, “Der klügere gewinnt”) sehen aber nicht nach Hamburger Hbf aus.
Christoph Keese
Tatsächlich? Na, vielleicht war es woanders. Dammtor?
Juliane Böckler
Jetzt…
…würde mich seit nunmehr fast zwei Wochen immer noch ein Kommentar zur angeblichen Wirkungsmacht des Presserates in der “Moderne Ethik im Internet”-Diskussion interessieren.
Christoph Keese
@ Juliane Böckler: Ganz einfach. Rügen sind ein scharfes Schwert, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so wirken. Nennen Sie ein ein Verhalten von Redaktionen, das gerügt und danach fortgesetzt wurde. Mir fällt keines ein. DIe Ächtung durch den Presserat wird absolut prohibitiv Damit erfüllt diese Institution ihren Sinn und Zweck.
Michael
Sie haben doch das beste Beispiel für das nicht-funktionierende System der Rügen im eigenen Haus. Die BILD hat schon unzählige Rügen, wegen des Verstoßes gegen die Persönlichkeitsrechte, erhalten. Ich kann da auch keinerlei Besserung erkennen.
Quelle: http://www.presserat.info/inhalt/dokumentation/chronik-der-ruegen/1997-2009.html
Michael Butscher
Zumindest wenn es “nur” um eine Mißbilligung durch den Presserat geht, hätte ich da ein konkretes Beispiel (natürlich mal wieder “Bild”):
http://www.bildblog.de/6740/schweine-aerger-mit-ansage/
http://www.bildblog.de/14092/schweine-pandemie/
http://www.bildblog.de/14823/dreckschweine-muss-man-zeigen-duerfen/
Juliane Böckler
“Nennen Sie ein ein Verhalten von Redaktionen, das gerügt und danach fortgesetzt wurde.”
Im Jahre 1986 hat der Presserat die BILD-Zeitung erstmals in Bezug auf Ziffer 8 des Pressekodex (” Persönlichkeitsrechte”) gerügt.
Wie viele Rügen hat die Bild seitdem alleine wegen Ziffer 8 gesammelt?
Es sind über 70. Bild Online nicht eingerechnet.
1992 gab es die erste Rüge wegen eines Verstoßes gegen die Unschuldsvermutung: “Die Berichterstattung über Ermittlungsverfahren, Strafverfahren und sonstige förmliche Verfahren muss frei von Vorurteilen erfolgen.”
Die Print-Bild wurde seitdem mehr als 20 mal zum gleichen Verstoß gerügt.
In Bezug auf Sensationsberichterstattung / JugendschutzK (Ziffer 11) ist man knapp an 20 Rügen vorbeigeschrammt.
Herr Keese –
vielleicht reden wir aneinander vorbei. Oder ich interpretiere die Daten des Presserates falsch, wofür ich mich entschuldigen und mich von meinen Aussagen distanzieren würde.
Aber ich wiederhole meine Frage aus dem anderen Beitrag:
Deutschlands größte, meistzitierte Tageszeitung sammelt seit fast drei Jahrzehnten mehr Rügen als die zehn in der Presserats-Statistik folgenden Publikationen zusammen.
Wo kann man hier in irgendeiner Form von “Wirkungsmacht” des Presserates sprechen? Wie kann Ihre Definition von “wirkungsmächtig” gültig sein, wenn sich eine Redaktion über die Jahrzehnte so verhält?
Juliane Böckler
Ich hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet; enttäuscht bin ich trotzdem.
Chris
Damals konnte man Sie noch als Journalist bezeichnen, Herr Keese…
Christoph Keese
Und jetzt?
robbyb
Werbemanager, Lobbyist, Meinungsmanipulator
Christoph Keese
Kopfschütteln. Wer sind Sie eigentlich? Am besten kommentieren Sie in diesem Blog nicht mehr.
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Ist doch völlig egal wer “robbyb” ist.
Am besten wäre es, wenn Sie Herr Keese in den Ruhestand gehen würden und die Gesellschaft nicht mehr mit Ihrem Dasein auf den Wecker gehen würden.