Thomas Stadler hat in seinem Blog dankenswerterweise einmal sehr deutlich ausformuliert, warum er Verlagen ein Leistungsschutzrecht abspricht, es Musikherstellern aber zugesteht. Seine Einlassungen zeigen sehr eindrucksvoll, wie weit Juristen von der Redaktionswirklichkeit entfernt sein können. Hier das Stadler-Zitat und eine Antwort aus der Praxis:
Rechtsanwalt Stadler zitiert zunächst meine Analogie des Verlagswesens zur Musikwirtschaft und schreibt dann:
Eine vergleichbare Schutzlücke wäre bei Verlagsprodukten nur dann denkbar, wenn das Endprodukt das der Verlag anbietet, mit einem Tonträger gleichzusetzen wäre. Verhält sich also die Zeitung zum einzelnen Artikel wie die Musikaufnahme zur Komposition? Ich denke, dass bereits diese Fragestellung deutlich macht, dass es an dieser Vergleichbarkeit und damit auch an einer Schutzlücke fehlt. Die Zeitung ist nämlich eine Ansammlung urheberrechtlich geschützter Texte und Bilder, wobei jedes dieser Einzelelemente vollen urheberechtlichen Schutz genießt und zudem- anders als bei der Tonaufnahme – kein Endprodukt existiert, das über die Ansammlung der Einzelwerke hinausgeht.
Anders formuliert, erschöpft sich die Zeitung in der Summe ihrer geschützten Einzelteile, während die Tonaufnahme über die Summe der Einzelelmente (Komposition und Text) deutlich hinausgeht. Der urheberrechtliche Schutz der Zeitung lässt sich also lückenlos über die schutzfähigen Einzelelemente begründen, während dies bei der Musikaufnahme nicht der Fall ist.
Diese Definition muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die Zeitung ist nur eine Ansammlung von Texten und Bildern, stellt aber kein Endprodukt dar, das über die Ansammlung der Einzelwerke hinausgeht? Atemberaubend. Ich habe zwanzig Jahre lang in Redaktionen gearbeitet: Berliner Zeitung, Financial Times, Welt am Sonntag, Welt Online. Erst als Redakteur, dann als Ressortleiter, schließlich als Chefredakteur. Deswegen muss ich jetzt die Juristerei um das Leistungsschutzrecht einmal verlassen und schildern, wie eine Zeitung in Wahrheit entsteht. Ganz anders, als Stadler denkt.
Was haben wir den ganzen Tag lang gemacht? Wir haben Themen bewertet und nach unserem besten Ermessen gemäß ihrer Wichtigkeit sortiert. Mehr als das: Wir haben Themen entdeckt und aufgespürt. Bei der Financial Times gilt der hehre Leitsatz: „News is something someone somewhere doesn’t want to see in print.“ Anders ausgedrückt: Wenn Themen schon Themen sind, sind sie eigentlich keine Themen mehr. Gute Journalisten sind auf der Jagd nach Themen, die von der Regierung und den Firmen als Non-Themen unter der Decke gehalten werden sollen. Was aus dem Ticker kommt, ist schon fast uninteressant. Es dient nur zur Orientierung, worüber man eigentlich nicht mehr schreiben will. Themen fallen nicht ins Blatt. Sie flattern meist auch nicht als unverlangt eingesandte Manuskripte ins Haus und werden von der Redaktion nur noch ins Blatt gehoben. Themen liegen nicht im Briefkasten wie die neueste Lieferung der BGB-Loseblattsammlung bei Juristen. Themen entstehen durch Diskussionen in Redaktionen.
Hat man ein Thema erst einmal gefunden, geht es daran, den besten Autoren zu finden, innerhalb oder außerhalb der Redaktion. Man muss stundenlang mit Autoren telefonieren, um ihnen zu erklären, was die Redaktion von ihnen will. Man bekommt glänzende Texte zurück, aber auch schlechte Texte, die zu retten man versuchen muss. Immer unter Zeitdruck, oft in Spät- und Nachtschichten. Man muss Hunderte von Gesprächen führen, um zu verstehen, was gerade läuft und was wichtig ist. Man muss versuchen, Regierung, Firmen, Parlament so nahe zu kommen, wie es irgend geht. Aber man muss auch wissen, dass man vielleicht den Grad der Annäherung an die Wahrheit steigern kann, doch der Wahrheit nie ganz auf die Spur kommen wird. Als Redaktion, als Journalist lernt man Demut vor der Wirklichkeit.
Aus all diesen Informationen haben wir – stundenlang neben dem Layouter vor dem Bildschirm sitzend – versucht, die perfekten Seiten zu bauen. Wir haben gemeinsam mit Bildredakteuren Dutzende von Datenbanken durchstöbert, bis wir das eine Bild gefunden haben, das perfekt zum Ausdruck brachte, was wir sagen wollten. Wir haben in Teams von Rechercheuren, Grafikern und Redakteuren endlos lange an Skizzen für Infografiken gefeilt, um Informationen kompakt und anschaulich dazustellen, komplexe Zusammenhänge sinnfällig zu gestalten. Jedes Jahr zu Weihnachten haben wir uns den Kopf zermartert, wie wir mit Optik und Aufmacher den schmalen Grat zwischen Religion, Kitsch, Einkehr und Ehrfurcht beschreiten können.
Wir haben in Redaktionskonferenzen lange darüber diskutiert, welche Fragen wir dem Kanzler oder der Kanzlerin stellen. Dann sind wir zu dritt ins Kanzleramt gefahren, haben die Fragen gestellt und es vielleicht geschafft, ihn oder sie etwas aus der Reserve zu locken. Irgendeiner von uns hat das Interview dann abgetippt, gestrafft, mit dem Kanzleramt abgestimmt, ins Blatt eingepasst – aber das war nur der mechanische Teil der Arbeit. Jedes große Interview war immer die Leistung der Redaktion oder des Ressorts. Wer später als Autor darüber stand, spielte eine ziemlich kleine Rolle.
Abend für Abend haben wir vor den Computern im Newsroom gesessen und über die Zeile des Aufmachers diskutiert. Schlagzeilen sind nicht nur auf dem Boulevard wichtig, sondern auch für Abo-Blätter, selbst für Wirtschaftszeitungen wie die Financial Times. Auf den ersten Blick verstanden müssen sie werden. Ein Verb soll es geben, und kraftvoll soll es sein. Ross und Reiter sind zu nennen. Ein komplexer Vorgang muss auf wenige Worte verdichtet werden, ohne dabei unwahr, unredlich oder unpräzise zu werden. Das ist eine Kunst, die nicht ohne Fehler abgeht. Ich persönlich habe Jahre gebraucht, um sie zu erlernen.
Wer schreibt die Zeilen? Nicht der Autor, wie Thomas Stadler glaubt, sondern die Redaktion. Kein Abend, an dem wir nicht mit einem Dutzend Kollegen und mehr an der Zeile gefeilt haben. Keine Zeile, die nicht an vielen weiteren Kolleginnen und Kollegen ausprobiert wurde. Ungezählte Telefonate mit den Fachredakteuren müssen zu Zeilen geführt werden. Ein paar Mal habe ich sogar meine Amtsvorgänger angerufen, um ihren Rat zu heiklen Schlagzeilen einzuholen. Überschriftenmachen ist Teamarbeit. Nicht nur auf Seite Eins – auf allen Seiten. Was der Balken für Seite Eins leistet, erledigen in den Ressort die dortigen Teams gemeinschaftlich für ihre Ressort-Seiten.
Diese Leistung – Verdichtung einer Nachricht in eine gute Überschrift und einen ebenso guten Vorspann – möchten die Aggregatoren weiter kostenlos beziehen. Sie schmähen diese Leistung als „Link“. Wenn sie diese Leistung so gering schätzen, sollten sie einmal versuchen, ihre News-Seiten wirklich nur mit Links zu bestücken. Was wäre die Folge? Das Publikum würde weg bleiben. Es kommt nicht wegen der Links, sondern wegen der Überschriften und Vorspänne – wegen unserer Überschriften und Vorspänne!
Und dann die Leitartikelkonferenzen! Täglich bei der Financial Times Deutschland, wöchentlich bei der Welt am Sonntag. Alles, was wir wussten, kam auf den Tisch. Alle, die etwas wussten, kamen in den Raum. Gehen konnten wir erst, wenn eine klare Meinung feststand. „Sowohl als auch“ war so verboten wie „Es bleibt abzuwarten“. Wir mussten klare Botschaften finden, auch wenn die Wirklichkeit kaum zu überblicken war. Wer den Leitartikel am Ende aufgeschrieben hat, spielte nur eine Nebenrolle. Der Autor empfand sich als Sekretär der Leitartikelkonferenz, und er war es auch.
Eine Zeitung ist nichts Eigenes? Nicht das Gemeinschaftswerk einer Redaktion? Nicht das Ergebnis qualvoller Debatten über Wichtig und Unwichtig, Gut und Schlecht, Langweilig und Interessant, Neu und Alt? Nicht schützenswert? Minderwertig gegenüber dem Werk von Autoren und Fotografen? Nicht auf derselben Stufe wie die Arbeit von Plattenfirmen? Frei zum Diebstahl im Netz? Unmaßgeblich in seiner Aussage darüber, was oben und unten, was vorne und hinten steht? Irrelevant in Auswahl und Urteil?
So kann nur ein Jurist denken.
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In dem ganzen Artikel ist eigentlich nur ein kleiner Snippet richtig. Und dies
a) nicht mal wirklich zwangsläufig und
b) mit einer flashen Schlußfolgerung:
“Wenn [die Aggregatoren] diese Leistung so gering schätzen, sollten sie einmal versuchen, ihre News-Seiten wirklich nur mit Links zu bestücken. Was wäre die Folge? Das Publikum würde weg bleiben.”
Das Publikum würde in aller erster Linie IHNEN, den Zeitungen weg bleiben. Google News & co sind ein Tor zu Eurer(!) Welt. Begreift das und würdigt das!
Flo Diehl
Unternehmen betreiben schon solche Portale, die als Gelddruckmaschinen gedacht sind: Siehe Springer Science.
Diese Superhirne bauen sich eine Datenbank für Bilder. Sie aggregieren einfach alle Abbildungen aus wiss. Berichten und lizensieren diese neu, um sie nochmal verkaufen zu können; dass diese Abbildungen z.T. aus Open-Access Publikationen stammen, oder aus Wikipedia (!) ist dabei scheißegal. Springer packt sie alle in seine Datenbank, klebt ne Lizenz drauf und gut ist.
Dreckspack! Kim Schmitz wird für so was vors Kriegsgericht gestellt aber die Schweine von einem der größten Verlage der Welt kommen mit so was ungeniert davon
nik
“Diese Leistung – Verdichtung einer Nachricht in eine gute Überschrift und einen ebenso guten Vorspann – möchten die Aggregatoren weiter kostenlos beziehen. Sie schmähen diese Leistung als „Link“.”
Spätestens hier wird der Artikel absurd. Die Reduktion auf einen Link schmäht die Leistung, die Verwendung eines Snippets oder größeren Ausschnitts beutet die Leistung auch aus? Wie “darf” man denn nach Autorenmeinung einen Artikel ausreichend würdigen? Mit Lobpreisungen?
Die genannten Verlagsleistungen mögen ja alle richtig und wichtig sein, jedoch betrifft obiges Zitat jegliche Referenz auf eine Quelle – einen Link, einen Aggregatoreintrag, ein Zitat, einen physischen Zeitungsausriss usw. Jede Auseinandersetzung mit einem publizierten Inhalt kann nur stattfinden, weil eine Veröffentlichung stattgefunden hat, inbegriffen die genannten Verlagsleistungen. Dann aber ist ein LSR, das nur einen dieser Punkte “besteuert” ungerecht. Und das Problem ist auch kaum sinnvoll lösbar. Eigentlich nur so: Die Presse-Online-Auftritte finden komplett hinter Paywalls statt. Dann haben Verlage alle ihre Leistungen unter Kontrolle. Oder: Alle Links auf Inhalte werden unterbunden. Auch etwas, was offensichtlich nicht im Interesse der Verlage liegt.
“Wenn Themen schon Themen sind, sind sie eigentlich keine Themen mehr.”
Genau das ist doch der Punkt. Wenn etwas publiziert ist, sind die genannten Leistungen doch so oder so “durch”. Das gilt für jede andere Branche auch. Und an dieser Stelle sollte die VÖ dann auch durchfinanziert sein. Wenn dem nicht so ist, müssen Verlage sich ein anderes Finanzierungsmodell ausdenken – Paywalls, Zeitungen teurer machen, Werbung schalten, was weiß ich. Dass Bezahlmodelle nicht funktionieren, liegt im Medium begründet. Etwas kostenfrei anzubieten und Kosten durch die Hintertür einführen zu wollen, ist einfach unseriös. Dass sowas überhaupt diskutiert wird, zeigt den großen Einfluss der Lobby auf die Politik. Die viel angeführten kommerziellen Verwertungen durch Aggregatoren sehe ich ehrlich gesagt nicht. Und wenn es diese Einnahmequelle wirklich gibt, müssen sich die Verlage fragen lassen, warum sie selbst nicht solche Portale betreiben. Wo sich damit doch so “automatisch” Geld verdienen lässt. Oder man wacht plötzlich auf und merkt, dass viel mehr als die Serverkosten mit solchen Diensten gar nicht zu finanzieren sind. Und dass manche Betreiber das schlichtweg tun, um das Internet ein Stückchen benutzbarer zu gestalten. Ein www, das wie eine Markthalle daherkommt, wünscht sich wohl kaum ein User.
Flo Diehl
@Eva: denken Sie mal drüber nach:
Warum sind alle Leute bei Fatzebuch? Es könnte stattdessen doch auch 500 Facebooks und StudiKZs geben.
Warum funktioniert das aber nicht? Weil diese Anbieter untereinander nicht kommunizieren; und die Leute haben keinen Bock sich bei 500 Anbietern anzumelden.
Wenn wir noch eine Eben tiefer gehen – auf Ebene http und ftp: ich brauche eben universelle Protokolle, “monopolistische” Strukturen, die einheitlich funktionieren; wenn jeder seinen eigenen http-ähnlichen Standard hätte würde garnix funktionieren…
Also, fassen wir zusammen: die Technik die hinter dem Internet steckt ist überall gleich; d.h. ein Anbieter (google) kann diese Protokolle nutzen um Daten bereitzustellen.
Nochmal: ich rede hier von den STrukturen die das Internet aufbauen und auf denen Fatzebuch, Ebay und alle anderen aufbauen; dass das Web2.0 hochdynamisch und demokratisch ist, ist das Resultat der Tatsache, der monopolistischen Netzstrukturen.
Eva Kiltz
@ Flo Diehl: “das Internet braucht monopolistische Strukturen um funktionieren zu können” -
Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst, oder?
Gerade, dass das Internet KEINE monopolistischen Strukturen braucht, ist doch das Herz der ganzen Sache
c_meun
das was flo diehl sagt.
[...] Diese Leistung – Verdichtung einer Nachricht in eine gute Überschrift und einen ebenso guten Vorspann – möchten die Aggregatoren weiter kostenlos beziehen.“, schreibt Christoph Keese [...]
Leistungsschutzrecht – Warum sollten Links frei bleiben, aber Teilmengen davon nicht? | der presseschauer
6. Juni 2012
Sebastian
@Christoph: Google’s Geschäftsmodell ist doch gerade die Suche nach Inhalten bzw. das Auffindbarmachen von Webseiten. Insofern auch @Flo Diehl: Ohne Inhalte hätte Google nichts zu durchsuchen, es würde Google jegliche Monetarisierungsmöglichkeit entziehen (natürlich ist der Gedanke rein hypothetisch, die Verlage verfügen in dieser Beziehung über keinerlei Marktmacht).
Wieso sind die Verlage von Google anhängig? Das ist doch offensichtlich, oder? Es handelt sich um eine klassische Monopolsituation. Bitte beschäftigen Sie sich mit Monopolen und den sich daraus ergebenden Konsequenzen – sie gelten in allen Märkten, auch im Internet.
Absurd ist es, die Schutzbedürftigkeit verlegerischer Inhalte aufgrund der Monopolsituation und der sich daraus ergebenden Abhängigkeit der Verlage in Frage zu stellen. Gerade aufgrund der Monopolsituation bedürfen sie eines besonderen Schutzes! Das wird in der Diskussion leider verkannt.
Herzliche Grüße
Flo Diehl
Nochmal: Googles Geschäftsmodell ist NICHT das Auffindbarmachen von Inhalten. Es ist das NUTZERSPEZIFISCHE Auffindbarmachen von Inhalten. Deshalb sind Nutzerdaten das Kapital von Google und NICHT die bloße Existenz von INhalten im Netz; das indizieren und Darstellen von INhalten als Suchergebnisse war zwar der Clou der Google groß machte, aber er ist bis heute kostenlos und per se nicht lukrativ.
Inwiefern Goole eine Macht über die Nachrichtenindustrie hat, müssen sie mir mal genauer erklären; man kann natürlich behaupten, dass Google ein Monopol hat, auf Suchergebnisse; aber das ist doch müßig; genauso gut kann ich sagen, dass Kühlschränke ein Monopol auf Tiefkühlpizza haben, nur aufgrund der Tatsache, dass ich Tiefkühlpizza selten außerhalb des Kühlschranks finde (außer vor und beim Essen).
Der Punkt ist, dass die Indizierung und demokratische Verfügbarmachung von INhalten im Netz ein Monopol sogar benötigt, einfach aufgrund der Struktur des Internets.
Das ist auch Herrn Keese nicht klar – das Internet braucht monopolistische Strukturen um funktionieren zu können; das gilt aber nur auf technischer Ebene; was außerhalb passiert (Aufkauf von Unternehmen, Handel mit Nutzerdaten etc.) ist wieder was anderes.
Nochmal die Frage: was würde passieren, wenn die Verlage sich entscheiden würden ihre Inhalte nicht im Internet zu veröffentlichen? Genau – nix. Die allmächtige Google-Krake hätte keine Macht mehr über die armen armen Verlage.
Warum machen sie’s nicht?!
Christoph
@Sebastian: Absurd sind die Analogien, die Sie hier ziehen, aber auch. Die Online-Auftritteder Verlage werden finanziert von Online-Werbung (derr Anteil zahlender User ist minim). Für die Online-Werbung brauchen Websites Besucher. Viele Besucher kommen über Suchmaschinen und Newsdienste, davon die meisten über Google. Warum Google dafür bezahlen soll, dass es als Trafficlieferant dabei hilft, dass Verlage Online-Anzeigen verkaufen können, weiss ich nicht. Und was das Ganze mit Stromversorgung zu tun hat, auch nicht.
Flo Diehl
@ Juliane:
Also geben Sie zu, dass GoogleNews direkt kein Geld produziert – danke dafür. Schön dass man mal (m)einer Meinung ist. Das mit den Links ist ein alter Hut, der auch von Mr. Keese immer wieder aufgesetzt wird, um Google Befangenheit zu unterstellen. Niemand, nichtmal Google, behauptet, dass es eine absolute, neutrale Art und Weise gibt Suchergebnisse darzustellen. Dass Google Werbung macht ist sein gutes Recht, dass es Unternehmen Aufkauft ist sehr bedenklich, aber das gehört hier nicht her – das ist ein anderes Thema.
Der Punkt ist: Die Zeitungen sind auf Google angewiesen, weil viele Hits auch heißen, dass viele Leute die Werbung die auf der Homepage der Zeitung geschaltet ist, sehen. GoogleNews nimmt lediglich die Snippets und verlinkt auf diese Homepages bzw. die Seiten des Artikels; deshalb verstehe ich immer noch nicht, wie das den ZEitungen wirklich schaden soll. Ich kann den ganzen Artikel auf GoogleNews eben NICHT lesen, nur max. 240 Anschläge…
Das mit den Nutzerdaten ist macht Google bestimmt; aber man kann es auch abschalten (rtfm).
@Sebastian:
Fehler #1: google lebt nicht von den Inhalten. Google sind die Inhalte völlig egal. Google lebt davon wie oft welcher Nutzer welche Inhalte anklickt. Die NUTZERDATEN sind das wovon Google lebt, und was die Werbung die Google platziert so viel effektiver macht, als das stupide Werbeblock-bombardement im Fernsehen.
Wieso sind die Verlage von Google abhängig? Keiner zwingt die Verlage online zu gehen, oder??
Aber die Politik hat ja mal wieder gekuscht, und richtet im schlimmsten Fall für die armen armen Verlage eine Geldeintreibestelle auf STeuerzahlerkosten ein – Danke.
Friede sei mit uns
Sebastian
@Christoph: Die Grundannahmen stimmen hier einfach nicht. Verschiedene Faktoren bleiben hier unberücksichtigt:
- Google konnte sich in einem Ökosystem entwickeln, in dem Contents frei verfügbar waren (und nach wie vor sind). Erst durch diese Tatsache in Kombination mit Googles überlegener Suchtechnologie, konnte sich das Unternehmen zum Marktführer entwickeln. Ohne Zugriff auf die Inhalte hätte Google heute keine Bedeutung.
- Google hat sich dadurch bedingt eine natürliche Monopolsituation geschaffen. Erst dies hat wiederum zu einer Abhängigkeit der Verlage geführt, die im hier (implizit) unterstellten freien Wettbewerb nicht bestehen würde.
- Google selbst ist hingegen lediglich von der Gesamtheit der contenterstellenden Website-Betreiber abhängig, der Einzelne hat praktisch keine Handlungsmacht gegenüber Google mehr.
- Es handelt sich also um eine klassische Monopolsituation mit allen Konsequenzen. Google bietet im Netz eine einzigartige Infrastruktur wie etwa das Straßennetz, das Eisenbahnnetz, das Stromnetz etc. Den Verlagen vorzuschlagen, sich nicht mehr von Google indizieren zu lassen entspräche der Forderung, Unternehmen sollten sich doch von Stromnetz abtrennen, wenn ihnen die Strompreise nicht passen. Die Frage, wieviele Autos VW dank des verantwortlichen Stromnetzbetreibers produzieren kann ist genauso absurd wie die oben genannten.
Herzliche Grüße
jansalterego
Großes Tennis, der Stromvergleich zeigt wie absurd die Idee des Leistungsschutzrechts ist, schließlich käme auch kein Unternehmen auf die Idee von den Stromproduzenten/-netzbetreibern Geld für das Privileg zu verlangen, das Unternehmen mit Strom beliefern zu dürfen.
Eva Kiltz
@jensalterego: Sie müssen schon im Bild bleiben: YouTube prouziert keinen Strom, es stellt nur die Leitung zur Verfügung, durch die der Strom geleitet wird, stellt den Stromnutzern den Strom umsonst zur Verfügung, schickt zusammen mit dem Strom der fremnden Hersteller aber permanent Werbung in den Äther. Das ist, wie wenn Sie das Licht im Bad andrehen, aber erstmal einen Werbespot ansehen müssen ) – dafür aber für den Strom nichts zahlen. Die Werbeeinnahmen streicht dann aber einzig der ein, der das Monopol auf die Leitung hat, der Stromproduzent geht leer aus.
Da wärs doch besser, man bezahlte direkt für den Strom, könnte sich dafür morgens aber im hellen die Zähne putzen….
Dirk Moebius
Adblock und Adblock Plus existieren. So lange ich die Werbung abschalten kann, soll mir der kostenlose Strom im Bad recht sein.
jansalterego
Das ist ja das Problem an diesen an den Haaren herbeigezogenen, krummen Analogien: Sie passen halt nicht. Merkt man auch daran, dass Sie selbst nicht im Bild bleiben, Sebastian vergleicht die Verlage explizit mit den Unternehmen die den Strom abnehmen, nicht hingegen mit Stromproduzenten…
Auch wenn ich auf ewig Abbitte leisten muss für die folgende neoliberale Argumentation: Wenn die Verlage Geld für ihre Propaganda wollen, sollen sie halt die entsprechenden Märkte auftun, mithin innerhalb des Systems freie Marktwirtschaft handeln, anstatt nahezu planwirtschaftlich gesetzgeberisches Eingreifen zu fordern. Und wenn sich herausstellt, dass sich das Geschäftsmodell überlebt hat? Na und? Couldn´t care less. Es sind im Rahmen des technischen Fortschritts schon volkswirtschaftlich wesentlich bedeutsamere Branchen eingegangen, ohne dass uns der Himmel auf den Kopf gefallen wäre.
Christoph
Ein paar Fragen habe ich ja schon:
1. Wenn Google parasitär von den Investitionen der Verlage lebt: Warum betreiben eben diese Verlage enormen Aufwand, um bei Google möglichst auf den ersten drei Plätzen im Ranking zu landen?
2. Wenn Google parasitär von den Investitionen der Verlage lebt: Warum sperren die Verlage Google nicht einfach aus? Geht ganz schnell.
3. Wenn Google parasitär von den Investitionen der Verlage lebt: Wie hoch ist die Zahl der Visits/ PI, die Verlagsangebote im Internet dank Google verzeichnen? Und wie hoch ist der Anzeigenumsatz auf Basis dieser von Google generierten Visits/ PI? Und was zahlen Verlage Google für dessen Vermittlungen von Visits/ PI?
Eva Kiltz
@Christoph: im analogen Leben würde man zu einem in seinem Bereich marktbeherrschenden Unternehmen (Google beherrscht den Markt mit Suchmaschinen in D zu fast 100%), das andere Unternehmen in die Zwangslage bringt, seine Bedingungen zu akzeptieren oder eben nicht stattzufinden, Monopol sagen und die Kartellwächter hätten längst zugeschlagen.
Würde es zwischen den Suchmaschinen einen ordentlichen Wettbewerb geben, würde man vmtl kaum noch einen Verleger bzw Text auf Google finden.
Wenn man dann noch Googles Vermischung technischer Infrastruktur mit der Bereitstellung von Inhalten (=Werbung) betrachtet, würden die Kartellwächter die Verbindung Google und YT zB sofort zerschlagen.
Aber wir sind ja im Internet und Provider sind Haftungspriviligiert, deshalb können Google (und Facebook et al) ihr Monopol weiter ausbauen ohne dass ein Kartellwächter um die Ecke kommt….
Juliane Böckler
“3. Ach ja? Na dann mal los: wo verdient google mit googlenews Geld?”
Die Tatsache, dass nicht direkt Geld verdient wird, bedeutet nicht, dass ein Produkt unkommerziell ist. Google News ist letztlich ein Portal / eine Startseite, die fremden Content sammelt und aufbereitet. Auf dieser Portalseite prangt über allem ein prominent platziertes Suchfeld, das wiederum direkt zur (kommerziell höchst ertragreichen) Google-Suche führt. Google geht es hier nicht um direkt platzierte Anzeigen, sondern um eine weitere täglich angesteuerte Seite innerhalb der Google-Familie – man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass Google-Produkte nicht isoliert voneinander stehen, sondern vor allem als Teil des Google-Konzeptes Sinn machen.
Dazu wäre es noch interessant, die Datenschutzbestimmungen mit den personalisierten (und einem Google-Konto verknüpften) News-Vorlieben abzugleichen. Nutzt Google diese Daten über News-Nutzer? Weiss jemand mehr?
Flo Diehl
Nachtrag:
Die Unterstellung, dass Leute die Google gegenüber dem LSR verteidigen, automatisch Google-Jünger sind, die es als globales freies demokratisches Etwas hochjubeln, langweilt mich so langsam.
Mir ist auch klar dass Google die Mordskohle einfährt und dieses Geld auch (aus)nutzt um im Großen Stil Unternehmen zu kaufen um an Nutzerdaten zu kommen; nur das sind völlig unterschiedliche Themen: branchenunabh. Aufkauf von Unternehmen, Werbung, Datenkorrelation, etc.; das hängt zwar alles miteinander zusammen, aber es wird von den LSR-Befürwortern immer in einen Topf geschmissen und als große Universalwaffe gegen Google benutzt.
und das langweilt.
Christian Krause
Selbst wenn eine Zeitung “harte Redaktionelle Arbeit” ist, Google möchte keine Zeitungen kopieren, sondern einzelne Artikel verlinken.
Und die wiederrum sind überwiegen vom Urheber geschrieben, nicht vom Verlag. Der Verlag darf da nämlich gar nicht sinnentstellt drin rumkritzeln (Urheberpersönlichkeitsrecht).
Flo Diehl
1. sie scheinen meinen Vergleich nicht verstanden zu haben; mir geht es darum, dass die Repräsentation der Musik im Kopf des Künstlers als Symbol und als Ton etwas völlig anderes sind; das eine ist Tinte auf Papier, das andere ist harmonische Molekülbewegung.
Die Repräsentation eines Textes aus dem Kopf des Künstlers oder Journalisten oder Bloggers, ist ein Symbol, und bleibt auch nur ein Symbol; es ändert seine Struktur nicht…
Natürlich kann ich beanstanden, das Pop sich immer gleich anhört…aber das sagen Leute auch über Death Metal, und ich kann da sehr wohl Unterschiede raushören – its all in the ear of the beholder.
2. Das mag wohl ein etwas zu vereinfachtes Beispiel gewesen sein, aber sie stimmen mir wohl zu, dass man ein Geschehnis nur mit so-und-so vielen Variationen in der Wortfolge beschreiben kann. Da kommen wir nämlich sehr schnell auf den Kern des Pudels: was ist wichtig an dem Text? Ist es die Tatsache dass der eine “Polizeibeamte” und der andere “Polizisten” schreibt, oder die Tatsache dass es “5″ Polizeibeamte (Polizisten) waren? Die 5 ist in beiden Fällen gleich, und nämlich die wichtige Information. Da kann man sich jetzt allerhand interessante Fragen zu Information und Sprache überlegen….
3. Ach ja? Na dann mal los: wo verdient google mit googlenews Geld?
Sebastian
@ Flo Diehl: Ich amüsiere mich köstlich über Ihren Beitrag, den Sie mit einem so passenden Satz einleiten.
1. Finde ich es interessant, dass Sie den Kern von Herrn Stadlers Ausführungen in der Krassheit der nachträglichen Änderungen des Werkes sehen. Ist Cocktail für eine Leiche, der mit nur einem Schnitt auskommt, damit weniger schützenswert als Avatar? Was ist mit Mitschnitten von Live-Konzerten? Übrigens steht Note zu Ton wie Wort zu Text, nicht wie Text zu Text, das aber nur am Rande.
2. Die Qualität von Zeitungen an der Ähnlichkeit einzelner Überschriften festzumachen ist etwa so weitsichtig wie die Qualität von Tonträgern an einzelnen Takten festzumachen. Schauen Sie einmal, wie viele Popsongs auf der Harmoniefolge C G am F beruhen.
3. Sie scheinen das Google Geschäftsmodell nicht zu verstehen.
Ich vermute
Herzliche Grüße
[...] Das Grundmissverständnis über die Leistungen von Redaktionen http://www.presseschauder.de/das-grundmissverstandnis-uber-die-leistungen-von-redaktionen/ FAZ: Juli Zeh und Ilija Trojanow, Urheberrechtsdebatte Was die Autoren [...]
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4. Juni 2012
Flo Diehl
gezieltes Falschverstehen will gekonnt sein…
der Punkt den Herr Stadler macht ist, dass die Musik die aus dem Lautsprecher des iPods kommt grundsätzlich anders ist als die Symbole auf dem Notenpapier. Die Zeitung besteht aber stets “nur” aus Text (lassen wir die Fotos mal der Einfachheit halber außen vor); der draft (=Noten) ist Text, die Final-Version die in Druck geht ist und vervielfältigt wird ist immer noch Text (i.Ggs. dazu die Tonfolge auf dem Trägermedium das vervielfältigt wird).
Der Aufwand der beim Editing, den sie ja sehr eindringlich beschrieben haben, soll hier nicht geschmälert werden, es geht lediglich darum anzuerkennen, dass Musik und Film eine wesentlich krassere Änderung durchlaufen als die Nachrichtendarstellung in Textform.
Wenn ich heut abend Zeit habe gehe ich mal die Überschriften einiger Zeitungen zum Flugzeugabsturz in Afrika durch und kontrolliere wie sehr sich diese unterscheiden. Ich wette alle sind sich sehr ähnlich! Was bedeutet das nun? Sollen sich alle Zeitungsverleger gegenseitig verklagen weil sie sich die Formulierungen klauen?
Wenn die Verleger das Aggregieren nicht wollen, macht halt Opt-Out oder sorgt mit Crawler-Blockern dafür, dass eure Inhalte von Google nicht indiziert werden…ach nee, mist, geht auch nicht, weil man will ja von der Google Suche gefunden werden. Hmm….also kostenlose Indizierungsarbeit darf Google leisten, aber fürs Aggregieren soll google zahlen?
Ach ja, noch ne idee: einfach offline gehen, das löst alle Probleme Keiner zwingt die Verleger die harte Arbeit der Redakteure online zu stellen. Print only 4 teh win!