Google rechtfertigt manipulierte Suchergebnisse durch Recht auf freie Rede



In den USA und Europa laufen Ermittlungsverfahren der Kartellbehörden gegen Google wegen der Verzerrung von Suchergebnissen durch die systematische Bevorzugung eigener Produkte. Dieser Blog hatte mehrfach darüber berichtet. Nun hat Google eine neue Verteidigungslinie eröffnet. Eine Studie, die von Google in Auftrag gegeben wurde, behauptet, dass die Selbstbevorzugung durch den ersten Zusatz zur amerikanischen Verfassung – also das Recht auf freie Rede – gedeckt sei. Danach genössen Suchmaschinen das verfassungsmäßige Recht, Suchergebnisse in jeder beliebigen Reihenfolge anzuzeigen. Die Forderung nach fairer Suche, die viele Marktteilnehmer an Google richten, laufe auf Beschneidung der Redefreiheit heraus, sagt die Studie. Das Papier wurde der US-Kartellbehörde Federal Trade Commission (FTC) zugestellt.

Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Während immer mehr Branchen darüber klagen, dass Google seine Suchergebnislisten manipuliert, sobald es in diesen Branchen Konkurrenzprodukte auf den Markt bringt, reicht Google bei der ermittelnden Kartellbehörde eine Studie ein, die gar nicht in Abrede stellt, dass manipuliert wird, sondern die Manipulation im Gegenteil sogar rechtfertigt. Dabei greift die Studie gleich auf den Heiligen Gral der amerikanischen Verfassung zurück: das First Amendment – wie alle anderen Grundrechte der Verfassung erst später (in diesem Fall 1791) hinzugefügt, da die Gründungsväter es versäumt hatten, einen Grundrechtekatalog in die Verfassung mit einzubauen. Der erste Verfassungszusatz lautet wörtlich:

Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the Government for a redress of grievances.

Heiliger Gral der amerikanischen Verfassung

Geschützt werden mit diesen wenigen Zeilen also die grundlegenden Rechtsgüter Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und das Petitionsrecht. Vom Recht auf manipulierte Suchergebnisse ist zwar nicht die Rede, doch die von Google finanzierte Studie subsummiert den aktuellen Fall auf 27 Seiten unter das Grundrecht.

Autor der Studie ist Eugene Volokh, Rechtsprofessor an der University of California Los Angeles (UCLA) und Herausgeber des Blogs The Volokh Conspiracy. Seine Studie steht zum Nachlesen im Original hier.

Die Schlussfolgerung seiner Arbeit drückt Volokh folgendermaßen aus:

Google, Microsoft’s Bing, and Yahoo! Search exercise editorial judgment about what constitutes useful information and convey that information – which is to say, they speak – to their users. In this respect, they are analogous to newspapers and book publishers that convey a wide range of information from news stories and selected columns by outside contributors to stock listings, movie listings, bestseller lists, and restaurant guides. And all of these speakers are shielded by the First Amendment, which blocks the government from dictating what is presented by the speakers or the manner in which it is presented.

Google möchte plötzlich eine Zeitung sein

Wer jahrelang mitverfolgt hat, wie beharrlich Google traditionelle Medien für überholt und ihr Geschäftsmodell für obsolet erklärt hat, der reibt sich beim Lesen dieser Studie jetzt die Augen. Worauf beruft sie sich? Auf die „Analogie zu Zeitungen und Buchverlagen“! Mitten in Kartellverfahren auf zwei Kontinenten möchte Google als Zeitung wahrgenommen werden („and all of these speakers are shielded by the First Amendment“).

Was ist falsch an diesem Gedanken? Vielleicht nicht die Bezugnahme auf die Redefreiheit. Ich kann nicht beurteilen, ob das First Amendment einschlägig ist oder nicht. Möglicherweise mag es dies sein. Doch darauf kommt es nicht wirklich an.

Fundamental verschiedene Produktversprechen

Worauf es ankommt, sind die zentralen Produktversprechen von Zeitungen und Google, die fundamental unterschiedlich sind.

Sinngemäß versprechen Zeitungen ihrem Publikum Folgendes:

Wir bieten Auswahl und Urteil. Unsere Redaktion sortiert und bewertet die Ereignisse so, wie es uns wichtig und angemessen erscheint. Andere Redaktionen kommen zu anderen Ergebnissen, aber wir halten unser Ergebnis für gut durchdacht.

Jede Zeitung bewertet die Lage anders. Ihrer Arbeit ist kollektiv subjektiv – weil die Redaktionsgemeinschaft ihre eigene Kultur kollektiv durch Auswahlentscheidungen zum Ausdruck bringt, die einem Außenstehenden zwangsläufig subjektiv erscheinen. In einem freien Land sind Zeitungen unterschiedlich. Die Meinungsvielfalt führt in der Summe zur Pluralität der Presse als solcher. Je mehr Zeitungen es gibt, desto besser ist das.

Anders lautet das Leistungsversprechen von Suchmaschinen:

Wir sortieren Fundstellen im Internet möglichst in der Reihenfolge der Relevanz, wie sie vom individuellen Nutzer empfunden wird.

(Beide Versprechen sind von mir frei formuliert, entsprechen meines Erachtens aber ziemlich genau dem jeweiligen Selbstverständnis.)

Subjektive Zeitungen, objektive Suchmaschinen

Suchmaschinen versprechen anders als Zeitungen also gerade nicht die subjektive Auswahlentscheidung eines Redaktionsgremiums, sondern die maschinelle Objektivierung von Suchergebnissen, abgestellt auf die Empfängerhorizonte der Nutzer. Dies ist das absolute Gegenteil des Selbstverständnisses von Zeitungen.

Doch genau diese Leistung erbringt Google an der Spitze seiner Suchergebnislisten schon lange nicht mehr. Überall, wo Google eigene Produkte im Wettbewerb zu anderen Dienstleistern aufgebaut hat, werden die Links dorthin über allen anderen Fundstellen festgeschraubt. Damit gibt Google jeden Anspruch auf objektive Relevanz auf. Es handelt sich um eine rein subjektive Entscheidung des Managements zur Beförderung eigener kommerzieller Interessen.

Fazit

Da Google den wichtigen Markt der Suchmaschinen beherrscht und gegen geltendes Kartellrecht verstößt, bleibt dem Konzern nichts anderes übrig, als sich auf das Recht der freien Rede zu berufen.

Damit räumt Google freiwillig ein, dass seine Suchergebnislisten freie subjektive Rede sind, jedoch keine objektiven Fundstellenverzeichnisse.

Zusätzlicher Lesehinweis: Eine gute Beschreibung der geänderten Google-Strategie liefert PaidContent. Einen lesenswerten Beitrag zu dem Thema hat auch MediaPost geschrieben. Interessant darin ist auch die Darstellung von First Amendment-Urteilen bei lokalen Zeitungs-Monopolen. Interessant auch die Stellungnahme des Yelp-Geschäftsführers Jeremy Stoppelmann in der Senats-Anhörung zu Googles Suchergebnis-Verzerrung:

A Senate panel last year also held a hearing addressing Google and antitrust issues. One of the witnesses, Yelp CEO Jeremy Stoppelman, took aim at Google for including Yelp reviews in Google’s local search product without a license. “Google forces review Web sites to provide their content for free to benefit Google’s own competing product — not consumers,” Stoppleman said in his written testimony. “Google then gives its own product preferential treatment in Google search results.”

Stoppleman also said at that hearing that he didn’t think he would launch Yelp today. “Honestly, I’d find something else to do,” he said in response to a lawmaker’s question. “When we started there was a level playing field.”



 

76 Kommentare

 
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  57. Ich verklage demnächst Pro7Sat.1 weil sie ausschliesslich Programmvorschauen nur für ihre Sendungen zeigen, und die anderen Sender, auch die öff.-rechtl., außen vor lassen.
    Das finde ich nicht OK!! Das ist MANIPULATION!!!

     
     
  58. (Pingback)

    [...] Fazit In den USA beruft sich Google auf die Meinungsfreiheit, um in dem Kartellverfahren zu gewinnen und betont damit den eigenen wertenden Einfluss auf die Suchergebnisse. Diese Argumentation mag in den USA helfen, in Europa könnte sie Google aber neuen Ärger bereiten. Denn eben dieser wertende Einfluss könnte nicht nur kartellrechtlich ein Problem sein, sondern auch einen Verstoß gegen die vieldiskutierte Netzneutralität darstellen. Der Schuss könnte also nach hinten losgehen. Das Gutachten im Volltext. Hintergrundbericht bei presseschauder.de [...]

    Google und die Meinungsfreiheit bei Suchergebnissen - Telemedicus

    15. Mai 2012

     
  59. Jörg Buchberger

    1. Google bietet keinen staatlichen Dienst an, der “faire” Ergebnisse liefern muss, sondern einen privatwirtschaftlichen der dem Unternehmen Werbeeinnahmen generieren darf.

    2. Jedem Internetnutzer steht es frei eine der unzähligen anderen Suchmaschinen zu nutzen. Insbesondere dann, wenn die Suche sich mit einem Suchmaschinenbetreiber selbst befasst ist es naheliegend für die Recherche eine Alternative auszuwählen.

    Oder würden Sie sich etwa in einer Recherche über den Axel Springer Verlag ausschließlich auf BILD als Informationsquelle stützen?!

     
     
  60. Ich kann eine der beiden zentralen Thesen dieses Artikels nicht nachvollziehen: Auch Algorithmen sind nicht objektiv. Menschliche Subjekte legen die Regeln fest, nach denen sortiert wird, die Maschine führt das nur aus.
    Insofern sind auch Algorithmen subjektiv.

     
     
  61. Presse und Selbstkontrolle

    Sorry Noch ein Nachtrag: Bei Börsen-Analysten wird immer drangeschrieben bzw. eingeblendet ob man als Firma mit der analysierten Aktienfirma was am laufen hat. Disclosure heisst das glaube ich. ntv sagt ja auch das sie zur RTL-Gruppe gehören, wenn sie die RTL-Geschäfts-Zahlen melden.

    D.h. bei Google-Eigen-Produkten müsste man es also auch dranschreiben bzw. markieren wie es bei Werbung schon der Fall ist.
    Expedia gehört(?) glaube ich (teilweise vielleicht nur) zu Microsoft und Skype und Navision auch. IMDB gehört glaube ich Amazon. Mediamarkt und Saturn gehören zur Media-Saturn-Holding (oder so ähnlich) und die zum Metro-Konzern was anscheinend auch nicht jeder weiss. Viele Biermarken gehören zu ein paar wenigen Bier-Groß-Konzernen. Usw. Das wird auch leider nicht klar genug kommuniziert und ist lange nicht bekannt genug. Als vor ein paar Jahren die Konzentration bei Supermärkten größer wurde, stand in manchen Berichten, das es in Deutschland nur noch zwei (oder zwei große) Speiseeisproduzenten gäbe soweit ich mich erinnere. Eine Markierung also “owned by google” bei den Suchergebnissen würde mir also ausreichen. Und auf Bierflaschen auch. Und nicht im Kleingedruckten. Wikipedia zeigt die vielen gekauften Getränke-Marken von Coca-Cola auf. Dann fordert man das vielleicht auch. Ebenso für Zeitschriften und Zeitungen wo der Großeigentümer dranstehen sollte.

     
     
    • ich glaub, Pr. u. S., dass man langsam mal unterscheiden muss zwischen Suchanfragen bei denen Google kommerzielle Links anbietet (“Kamera”) und anderen Suchanfragen (“Partei”).
      Man muss sich erstmal von dem Gedanken trennen, dass DAS Internet kein Haufen Karteikarten ist, die man entweder alphabetisch auf- oder absteigend sortieren kann; das Internet, bzw. das was ich als Internet wahrnehme ändert sich abhängig von dem was ich suche, bzw. abh. von dem was mir von Google angezeigt wird.

      Sorry, aber ich verstehe das mit den Google-Produkten immer noch nicht. Seit wann macht Google den Kameras und verkauft Reisen? Google kauft die Firmen die solche Sachen anbieten. Aber nicht, um Reisen direkt zu verkaufen, sondern um an die Nutzerdaten zu kommen; das habe ich auch schon früher hier geschrieben, als Herr Keese über Google vs. FTC berichtet hat; eigentlich gings nämlich um Streitereien zwischen Odigeo, Google und Amazon.

      Die Masche mit der Google das hier versucht, ist klassisch: erstmal das maximal-mögliche ausprobieren (1st Ammendment) und schauen obs durchgeht (wahrscheinlich nicht); in der nächsten Runde zielt man dann etwas tiefer…

      Aber: die einfachste Möglichkeit dem zu entgehen ist, andere Suchmaschinen zu benutzen, und als mündiger Nutzer seine Daten nicht überall semi-öffentlich preiszugeben; regelmäßig die Kreditkarte wechseln, Emailadressen wechseln, etc.
      Aber das will hier leider kaum einer hören, weil das ist ja Arbeit ;-)

       
       
      • Presse und Selbstkontrolle

        Gib mal “flug new york miami” bei Google ein. Nach der Werbung (und dem Werbungs-Manager) kommen Ergebnisse. Da steckt ein riesiges Provisionsgeschäft dahinter und jeder will vorne stehen. Auf die ganzen Rubriken-Geschäfte (Immobilien, Autos, Reisen,…) wirken sich schlechtere Ergebnispositionen angeblich aus.

        Google hat letztens eine Flugsuchmaschine (ITA) gekauft, welche auch Konkurrenten mit Daten beliefert. Das hat den Streit um die Ergebnis-Sortierung möglicherweise auf eine neue Stufe gehoben. Will man, das z.b. Bosch von BMW oder VW gekauft wird ? Oder das Fielmann eine Brillenglas-Fabrik wie Zeiss kauft ?

        Die Frage ist also, ob man Regularien für die Ergebnisreihenfolge festlegen sollte oder nicht.

        Das man in Ergebnissen Sites markieren sollte, welche Google gehören (z.b. Motorola), sollte auch klar sein. Dann kriegen die Kunden das Gefühl, das Motorola-Ergebnisse bevorzugt werden und bleiben weg oder eben nicht.

        Mit statistischer Erfassung würde man auch herausfinden ob Pro7 prozentual gleichwertig über Klitschko-Kämpfe oder Formel-1-Rennen bei ich glaube RTL berichtet oder ob über bestimmte Promis bevorzugt auf derselben Sendergruppe berichtet wird.

        Redefreiheit als Argument halte ich auch für fraglich. Eher Aufgaben-Freiheit also seine Arbeit selber organisieren zu dürfen wie man will. Oder will man einem Fliesenleger vorschreiben das er von Links nach Rechts verlegen muss , so lange er sich an die gängigen Handwerks-Normen und Vorgaben der Fliesen-Firma hält ?
        Beinhaltet die Redefreiheit auch das Recht auf Lüge und z.B. Empfehlungen gegen besseres Wissen also als Bing z.b. Microsoft-Firmen bessere Ergebnisse in Suchergebnissen zu geben ? Damals galten die 10 Gebote noch etwas.

        Google könnte (wie damals Windows oder so für irgendwas) auch Suche und Sortierung trennen und Leuten welche die google-Sortierung nicht wollen einfach ein Megabyte Ergebnisse (auf Handies weniger) liefern und zufällig sortiert anzeigen. Firefox-Plugins und Facebook-Freunde würden dann die Flugsuchmaschinen nach Beliebtheit sortieren und das könnte man benutzen lassen.
        Siehe auch die Sache mit den alternativen Browsern bei Windows.
        Es kämen schnell Tag-Basierte Filter auf und schwupp würden die Leute bessere interaktive verfeinernde Abwandlungen der Vorschlags-Liste nutzen. Speziell am Handy (am Handy ist man eingabetechnisch Handycapped) oder TV aber auch am Pad wäre das interessant und hilfreich.

        Und wegen kommerziell: Eine Partei will gewählt werden. Das ist vergleichbar kommerziell zu Kameras wo manche vielleicht nur neutral Rezensionen und Erfahrungen mit einem Kameramodell berichten wollen und ggf. von Bezahlpostern umzingelt werden. In vielen Diktaturen gehts Parteien doch auch nur darum Pöstchen und Milliarden-Aufträge an Bekannte und Verwandte zu verschachern.
        Werbefinanzierte Seiten wollen angeklickt werden und ihre Werbung anzeigen. TV-Sender wollen anstelle der Konkurrenz eingeschaltet werden.
        Blogger wollen Aufmerksamkeit und ihre Message loswerden. Auch wenn es harmlos aussieht, sind Suchergebnisse immer ein Wettbewerb darum, angeklickt zu werden. Die Frage ist eher, ob man Anwälte damit beschäftigt. Im Supermarkt darf man die Bückware auch nach unten positionieren und auf Augenhöhe die Markenwaren. Hat keiner deshalb schon mal geklagt weil er sich deshalb einen krummen Rücken geholt hat ? “Bückware” sind ja oft Eigenmarken. Der Supermarkt wird also eher nicht sich selber verklagen und die anderen Marken sind froh um die gute Positionierung im Regal oder zufrieden das sie überhaupt im Supermarktregal stehen dürfen. Es hat vielleicht auch noch keiner geklagt, weil in vielen Supermärkten das Obst+Gemüse als erstes am Eingang zu sehen ist oder zumindest als erstes kommt und die Zeitschriften oft neben der Kasse sind. Zigaretten sind ein schlechtes Vorbild für beeinflussbare Jugendliche aber trotzdem oft direkt an der Kasse zu sehen. Sollen die doch die(überwachungsrelevanten) Zigaretten halt woanders hintun und die ggf. dann häufiger geklauten Zigaretten oder den höheren Personalaufwand (Zigaretten an die Kasse legen oder in größere Boxen einsperren und an der Kasse öffnen) durch weniger Inhalt in den Packungen von den ehrlichen Rauchern mitbezahlen lassen. Nur mal so als Idee.
        Warum sind auf manchen Tageszeitungen überwiegend die Politik-Berichte, Wahlbetrüger und Schuldenmacher vorne obwohl Apps-Votes oder Umfragen bei Abonnenten andere Reihenfolgen erzielen würden und manche Zeitungen Wahlbetrügern gar keinen Platz oder maximal noch eine Seite ganz hinten zwischen den Kleinanzeigen zugestehen würden denn wer bezahlt der sollte auch bestimmen. Wieso nicht systematisch nach rotierenden oder statistischen Prinzipien auch mal die Sport-Seite oder TV-Empfehlungen auf der Frontseite ? Das wäre eine implizite Folgerung aus dem für Zeitungen ja kostenlosen Zitat- und Berichts-Recht. Im Sommerloch gibts genug Tage wo politisch nichts relevantes abgeht so das man die festgelegten Quoten locker erfüllen könnte. Wenn Leser voten dürften, würden Zeitungen und Zeitschriften vielleicht ganz anders aussehen. Und das man als Print-Leser sein iPad-Abo trotzdem anders sortieren lässt als in der Print-Ausgabe, sollte auch klar sein.

        Standen im Originalposting eigentlich Ideen für korrekte Sortierung ? Dafür gibts ja schon Browser-Plugins und Meta-Such-Sites welche man dafür nutzen bzw. anpassen könnte.
        Diskussionswikis gibts ja leider nicht. Dort könnte man Diskussionsketten graphisch ablegen und bevoten lassen. Oft wird ja nur abgelenkt.

        Zeitungen versprechen, über alles relevante zu berichten. Aus einem unerfindlichen Grunde geben sie dem bezahlenden Leser eine Sortierung vor weil sie meinen, das zu dürfen obwohl Vote-Systeme (Passwort/TAN/PIN,… in der monatlichen Abo-Abbuchung auf dem Kontoauszug) der Redaktion klare Ansagen durch die bezahlenden Kunden geben sollten.

        Und wie schon gesagt fehlen die Informationen wie korrekte Sortierungen auszusehen hätten. Trotzdem kann die Aussage das die argumentative Nutzung des 1st Amendmend argumentativ schwach steht, durchaus korrekt sein. Dann sollte jeder B-Promi aber gleiches Recht auf Berichterstattung in Yellow-Press erklagen können wie andere gleichwertige B-Promis. Bei VIVA oder MTV wurde die Rotation im Videotext aufgezählt und welche Titel in etwa wie oft diese Woche laufen werden.
        Warum hat man kein Recht, einer Zeitung bzw. Zeitschrift vorzuschreiben in welcher Reihenfolge bzw. über welche Promis sie berichten muss wenn sie schon Automodell X oder Promi Y oder Wahl-Kandidaten Z eine halbe oder ganze Seite gewidmet hat ? Neutrale Berichterstattung könnte das beinhalten müssen. Und falls nicht, wieso nicht und wieso soll das für Google nicht auch gelten. Es steht der Zeitschrift natürlich frei, KEIN Interview mit Spitzenkandidaten X zu führen. Dann müssen sie die anderen Kandidaten auch nicht interviewen. Bei einer Cola-Firma gabs evtl mal Unmut weil man evtl alle Sorten führen sollte und nicht nur die Hauptsorte und Koffeinfrei-Zuckerfrei. Wer also über Opel Ampera berichtet müsste nach einem festgelegten Schlüssel auch über Tesla oder andere Modelle berichten müssen. Als bezahlender Leser will ich das. Gleiches bei Digitalkameras “50 bis 99,99 Euro empfohlener Verkaufspreis” u.ä. Weil der Kunde erwartet, das über alle relevanten Modelle und nicht nur die presserabattierten Modelle berichtet wird. Bei Fahrrad-Zeitschriften kommt es bei den Lesern schlecht an, wenn immer nur die extrateuren Modelle mit Vollausstattung (früher Rohloff, Magura, Leichbauteile, Shimano-XTR,… heute Elektro-Antrieb) berichtet wurde während vielleicht 90% der Kunden eher dieselben Modelle aber (manchmal deutlich) preisgünstigerer Ausstattung für 1000 Euro weniger kaufen. Eine Zeitung schreibt (vielleicht einzig und allein) für die bezahlenden Leser und nicht wie ein Blog für sich selber oder für Werbekunden die von der Redaktion ja angeblich getrennt sind.

        In Frankreich sind die Redezeiten für Kandidaten im TV wohl klar festgelegt. Durch Technik kann man das messen und der zu viel geredet hat, kriegt dann nicht das letzte Wort. Bayern und BVB stehen ja auch gleich lang auf dem Platz. Jeder Kandidat in der Talkshow hätte ein Ipad mit Sekundenzähler vor sich und kann sich dann die Zeit einteilen. Moderierte Mikrofone machens möglich. So schlecht ist das mit Frankreich (wenn mans mit modernen Techniken macht) eigentlich nicht.

         
         
  62. Presse und Selbstkontrolle

    Die Frage ist, ob man Google “zwingen” kann, wie ein Telefonbuch zu werden und gerecht alle eintragen zu müssen. Aber die IHKs sind nicht gerade befleissigt, ihre (Zwangs)Mitglieder zu erfassen und bei Google-Maps und Google-Suche inclusive Öffnungszeiten und Entfernung zum Suchenden einzutragen damit Kiosk-Willi sich nicht bei bing und zig anderen Diensten selber anmelden und ggf. in die Kosten-Falle laufen muss.

    Durch Google+ wird von manchen ja auch befürchtet, das Rechte, Linke, Neoliberale die Suchergebnisse nur noch durch ihre Brille gefiltert kriegen. Aber wer nur Nudeln mag, dürfte bei Amazon oder in der Aldi-App (wenn die eine haben) ja alle unerwünschten Produkte ausblenden. Gleiches für Gluten-Frei- oder Vegetarier-, Veganer-Filter in Restaurant und Lieferdienst (Pizza.de lieferando und andere) der Burner wären.

    Die Lösung ist (wie auch Leistungsschutz durch Google in Belgien) längt gegessen: Die Browser-Auswahl in Windows ist angeblich gleichverteilt zufällig. D.h. gleichwertige Ergebnisse würde man zufällig durchmischen. Gleichwertig ist auf hinteren Seiten alles auf dieser Suchergebnis-Seite. Auf der ersten Seite gibts schon deutliche Unterschiede in der Qualität aber auch dort könnten Gruppen von Ergebnissen durchmischt werden.

    Zeitungen werden bald vielleicht auch anbieten, das man Verlagsübergreifend in der Abo-App auf Ressorts verzichtet und dafür quasi im Tausch die Sportberichte aus der (demselben Verlag gehörenden) Nachbarzeitung in der App lesen kann.

    Man hat nicht nur ein Recht zu reden was man möchte (so lange es wahr ist oder man daran glaubt, aber das scheint vergessen zu werden) sondern auch zu hören was man will. Es gibt kein Recht, mich mit Spam oder Sachen die mich nicht interessieren zuzumüllen.

    Wenn Google durch google+ und individuellere Filterung es schafft, sich den herkömmlichen Familien-Verlagen anzunähern, wo Politik-Meldungen ja auch in linker, rechter, neoliberaler Farbe formuliert sind und die Leser auch noch “stolz” darauf sind, eine Linke oder Rechte oder Neoliberale Zeitschrift oder Zeitung zu lesen, dann wird Google auch eher Zeitungs-Ähnlicher wenn man die real existierenden politisch orientierten Zeitungen als Vorbild nimmt. Wenn Amazon ein Restaurant hat, gäbe es dort alles. Wenn Google ein Automatenrestaurant wäre, würde man reingehen und wenn man Pizzafan ist, würde man viele Pizza-Sorten auf den giga-Screens und in der App sehen und es würde wirken wie ein Pizza-Restaurant. Wenn man chinesisch will würden die Karten und Mahlzeiten usw. entsprechend sortiert sein.

    Bei solchen Diskussionen muss man üblicherweise genau die Originalquellen lesen. Sonst läuft man oft in die Falle und diskutiert nicht korrekt mit bzw. bewirkt einen falschen Eindruck von Dingen die neutrale gebildete Leute eher anders beschreiben würden. Presse muss neutral berichten und nichts für den Leser relevantes weglassen. Das gilt aber auch für berichtende Blogger.

    Wegen objektiver Sortierung: Man sortiert für einen bestimmten Kunden. Wenn der lieber linke Meldungen liest oder Meldungen die in sein (rechtes) Weltbild passen, kriegt er die halt. Das willst Du im Restaurant doch auch. Er würde ja auch bei Google runterscrollen bis er findet was er will. Du würdest im Restaurant die 10 Seiten Tofu-Platten und Veganer-Gerichte überspringen und gleich zu den für dich leckeren Mahlzeiten blättern. Oder Nitratfreie Mahlzeiten heraussuchen wenn das wichtig für Dich wäre.
    Es müsste also zunächst mal definiert werden was “objektiv” hier sein soll. Der User sucht etwas. Die Zielfunktion ist also, die für den User passendesten Suchergebnisse zuerst anzuzeigen.
    Wer einen VW Golf hat, will bei “Autoteile Glühbirnen” etwas anderes sehen als jemand mit einem Mercedes.
    Die Frage ist auch, ob es Google nur darum geht, sich nicht von irgendwem (z.b. nach Bilanz-Zahlen-Vergleich) und am “besten” in zig Bundesstaaten unterschiedlich (in Texas nach Nähe zu Texas, in Delaware nach Börsen-Wert, in Michigan nach Aktien-Freefloat, in New York nach Kurswert der Aktie) Suchergebnisse sortieren zu müssen. Sondern wie ein Koch das so zu machen wie er “will” und die Teile einer Mahlzeit am Teller anzurichten wie er möchte und nicht nach (erfundener) DIN0815 “Mahlzeiten sind alphabetisch nach Namensverzeichnis des Finanzamtes im Kreis auf dem Teller (bzw. im Fladenbrod) in Reih und Glied zu verteilen.”. Viel Spaß beim Döner-Essen oder an der Eintopf-Kanone.
    In sozialistischen Staaten würde man z.b. Sites (und deren Seiten) danach sortieren, wie viel Lohnsumme sie auszahlen.

    In der Presse gibts wohl die Regel “Context ist alles” oder sowas. Und ich vermute, das hier Gerichtsprozesse wie (erfunden) “Willi will auf ewig weltweit vor Anna bei Google in der Suche erscheinen weil es angeblich mehr Willis als Annas gibt (oder er seine Ex-Freundin Anna nicht leiden kann) und klagt davor vor einem Gericht in New-Mexiko” vielleicht in der Diskussion nicht mitbedacht werden.
    Ich glaube ein Politiker wollte Domainnamen mit seinem Namen auf ewig sperren lassen. Soweit ich weiss, gilt das Urteil jetzt nur bis zum Tode oder so.

    Wenn Du Deiner Arbeit nachgehst, willst Du ja auch nicht alles (am besten noch von einer DIN-Norm) vorgeschrieben kriegen sondern Dir die Arbeit frei einteilen können. Evtl. gehts bei Google um etwas ähnliches.

    Wenn man Google in-objektivität nachweisen wollte, müssten User die Möglichkeit haben, Suchergebnisse “umzusortieren” und das würde per Firefox-Plugin am Zählserver gemessen und gemeldet und Google müsste nachbessern oder man legt erlaubte Varianzen und Gründe für erlaubte Abweichungen festlegen. Wenn also das beste Ergebnis erst auf der dritten Seite kommt, wäre das blöd. Wenn das beste Ergebnis immer das letzte auf der ersten Seite ist, könnte man (wie die Homeland-Security für die 2*10 Sekunden bei DVDs und BluRays: Bildung und Bewusstsein schaffen) damit argumentieren das man mal lernt und Bewusstsein schafft was es sonst noch so an Ergebnissen gibt. Ein Autoverkäufer den man nach X fragt, weist einen ja auch auch andere Modelle hin.
    Denen geht es bei den Suchtreffern um Millionen bzw. relevante Geldmengen pro Site also läppert sich der Wunsch der Einflussnahme auf die Reihenfolge. Eine riesige Menge von SEO-Dienstleistern gegen Google will die Reihenfolge zu eigenem Gunsten verändern. Das ist vielleicht der Hintergrund hierbei.
    Soll man bei Eingabe “Brille” ins Suchfeld gleich als Vorschlagsliste Fielmann oder Apollo-Optik zu lesen kriegen ?
    Soll man bei Eingabe von CDU auch ein SPD angezeigt kriegen müssen weil die das erklagt haben ? Soll man bei “Spitzenkandidat CDU” auch “Spitzenkandidat SPD” angezeigt bekommen müssen um Gerechtigkeit zu schaffen ? Oder in prozentualer Häufigkeit der letzten jeweiligen Wahlergebnisse Alternativkandidaten eine Spalte daneben darstellen müssen ? Wieso auch nicht auf Breitbild-Screens. Da ist locker Platz für 3-5 Parteien in 3-5 Spalten.

    Die Presse und ÖR selektieren häufig auch recht stark. Buchrenzensionen, “Platten-Album der Woche”, “Wir testen Iphone-Halterungen” usw. sind sehr verkaufsfördernde Hilfen. Wenn ein Buch bei Tagesthemen erwähnt wird, wird es einen Tag später scharenweise bestellt.
    Da sind Warentest, Ökotest, ct, DrDish usw. vermutlich interessierter, einen korrekten (“objektiven” um in der hierigen Terminologie zu bleiben) Überblick über das Gesamt-Angebot zu liefern.

    Die Selbstkontrollfunktion der Presse ist also optimierbar. Siehe taz-Aufdeckung letztes Jahr wegen platzierbarer PR-Berichterstattung oder ständig im ÖR z.B. wegen Medikamenten-Werbung die sich als journalistisches Angebot reinmogelt.

    So wie “Transparenz” “Demokratie” usw. gerne misverstanden werden, wird hier vergessen, die korrekte Zielfunktion der Listung zu benennen und was “objektiv” sein soll. In der Single-Börse will man auch keinen objektiven Überblick sondern das was man als attraktiv herausfiltert.
    Wenn man Philips-Glühlampen sucht, soll man dann auch welche von Osram angezeigt kriegen ? bei den großen Screens wären Awareness-Erhöhungs-Komponenten kein Problem. Am Handy in Schmalband-Gebieten oder am Monats-Ende mit 56Kbit muss man anders sortieren.

    Wegen Bevorzugung eigener Google-Produkte: Da ist das aktuelle Beispiel die Flugsuche. Wenn ich Erlaubnisbehörde für diese Fusionen wäre, hätte ich (wie beim IE-Urteil mit den Alternativ-Browsern für Windows) festgelegt das alle Flugsuchmaschinen gleichberechtigt (z.b. anteilig nach bezahlten Steuern) oben stehen müssen.
    Fusions-Behörden sind die Kunden nicht besonders wichtig. Produkte werden eingestellt, sind nicht mehr verfügbar, man muss neu kaufen usw. sind ganz üblich. Warum verbieten Fusionsbehörden z.b. keine Preiserhöhungen nach der Fusion ? Schliesslich ist die fusionierte Firma viel viel stärker als vorher und kann günstigere Preise anbieten.
    Wieso müssen die Kunden nicht gefragt werden ob google-Produkte oben sortiert werden dürfen oder sollen ? Sowas fordert anscheinend keiner.
    Presse deckt gerne Ungerechtigkeiten auf, liefert aber häufig keine Lösungen sondern hat eine Vollkasko-Mentalität das die Politiker (die Neuen Markt, Immobilien- und Banken- und Staats-Kredits-Blasen verpasst haben) das lösen sollen.

     
     
  63.  
  64. lab

    Ein typischer Keese. Statt jetzt zu sagen, warum seiner Meinung nach die Rechtsposition “Suchmaschinen haben das Recht, den Suchalgorithmus (ihr Produkt) so zu gestalten, wie sie es für richtig halten” nicht stimmig ist und was daraus für Suchmaschinen folgen würde, macht er (wieder einmal) mit Unterstellungen Stimmung.

    Google will keine Zeitung sein, sondern das Papier summiert Suchmaschinen und Zeitungen unter “Speaker” i.S.d. US-amerikanischen Verfassung (Sie wissen ja wie das mit Sokrates und den Griechen ist).
    Google rechtfertigt (im Sinne von “gibt zu”) auch keine Manipulationen, die weder Herr Keese noch sonst jemand trotz verschiedener Versuche bislang schlüssig belegt hat sondern das Papier lässt die Frage ausdrücklich offen.

    Am Ende kommt dann – wie üblich – ein Fazit, was mit dem Artikel oder gar den ihm zu Grunde liegenden Fakten – nicht zusammenfasst, sondern einfach neue Behauptungen aufstellt.

     
     
    • Christoph Keese

      Ich habe die Technik der Subsummierung unter den 1. Verfassungszusatz schon verstanden. Mein Fazit besagt, dass Google mit diesem Papier keinen Anspruch mehr erhebt, objektiv zu sortieren, sondern – eben mit dieser Subsummierung – Anspruch darauf erhebt, nach den Regeln der Presse- und Redefreiheit bewertet zu meinen. Dies stellt einen Strategiewechsel dar, was auch andere – wie zum Beispiel PaidContent.org – so interpretieren: http://paidcontent.org/2012/05/09/search-engines-have-same-speech-rights-as-new-york-times-says-google-report/

       
       
    • Natürlich ein typischer Keese. Dauerpropaganda gegen Google, um via Leistungsschutzrecht dennoch abkassieren zu wollen. Dessen ungeachtet: Ich muss Google nicht nutzen. Ich kann mich bei Yahoo oder bei Altavista umsehen, um im kommerziellen Bereich zu bleiben.

      Und EINES weiß Google ganz genau: Sobald die bewusste Manipulation der Allgorithmen (jenseits der “100 besten Kochbücher”, um beim Beispiel zu bleiben) Teil des Geschäftsmodells wird, ist das Geschäftsmodell von Google am Ende.

       
       
  65. Das ganze geht ja noch viel weiter; ich weiss nicht wie sehr das in den deutschen Medien verfolgt wird, aber hier wollen Konzerne durchsetzen, dass sie vor dem Gesetz als Personen behandelt werden dürfen; damit könnte Google und MS dann sich u.a. auf das 1st amendment berufen. Die Frage ist, ob man Konzerne wegen 1st degree murder dann auch hinrichten darf?! Naja…

    Wir harren der Dinge die da kommen; aber nachdem Google sich ja gegen ACTA und SOPA ausgesprochen hat, und nicht Mitglied bei ALEC ist, wird es ihnen wohl schwer fallen das durchzuziehen.

     
     
  66. Worauf beruft sie sich? Auf die „Analogie zu Zeitungen und Buchverlagen“!

    Dieser Anachronismus ist den Gesetzestexten geschuldet, die in den USA (wie in Deutschland auch) von “Presse”-freiheit sprechen. Google selbst sieht sich wohl kaum als Zeitung.

    In der Tat haben die Gerichte in den USA Zeitungen zugestanden, dass Listen wie “die 100 besten Kochbücher” allein dem Ermessen des jeweiligen Redakteurs unterliegen, sich also ein vermeintlich zu Unrecht ausgeschlossener oder zu niedrige gelisteter Autor nicht “nach oben klagen” darf. Die Analogie zu einer Suchmaschine, die auf eine entsprechende Suchanfrage die 100+ besten Webseiten zu einem bestimmten Thema ausgibt, liegt nahe.

    Suchmaschinen versprechen anders als Zeitungen also gerade nicht die subjektive Auswahlentscheidung eines Redaktionsgremiums, sondern die maschinelle Objektivierung von Suchergebnissen…

    Bei der Auswahl einer Untermenge, ganz zu schweigen von einer ordinalen Auflisten des selben, kann es niemals Objektivität geben. Ihre gesamte Argumentation basiert nicht nur auf dieser Annahme, sondern unterstellt (ohne je einen Beleg zu nennen) Google zudem den Anspruch von Objektivität, und ist damit leider falsch.

    Google verspricht keine objektive Suchergebnisse, wohlwissend dass dieser Anspruch schon mathematisch-logisch unmöglich ist. Will man eine bestimmte Menge von Gizmos mit diversen Eigenschaften (also bspw. alle Webseiten des WWW) in eine beliebige Reihenfolge bringen, muss man Kriterien festlegen. Schon diese Kriterienauswahl ist zwangsläufig subjetiv. Google entscheidet sich (nach allem was wir über den PageRank wissen) vor allem die eingehenden Links zur Bewertung heranzuziehen, darüber hinaus jedoch dutzende, vielleicht sogar hunderte oder tausende weiterer Kriterien, vermutlich alle mit unterschiedlicher Gewichtung. Dieser Prozess ist ganz offensichtlich subjektiv und verspricht dem Endbenutzer auch nichts anderes als das: “wir sortieren das WWW (bzw. die Teilmenge davon, die wir für relevant errachten) nach unseren Kritieren, und produzieren damit eine Ergebnisliste die brauchbarere Treffer enthält als bei konkurrierenden Suchmaschinen (die ebenfalls subjektiv, aber eben anders, sortieren) ” (nach Ihrem Vorbild frei formulierter Anspruch Googles)

     
     
    • Christoph Keese

      Ich bestreite nicht, dass subjektiv sortiert: eigene Produkte ganz oben, unten dann die Produkte der Konkurrenz in irgendeiner Reihenfolge. Wahrscheinlich haben Sie Recht, dass Google nicht mehr verspricht oder anstrebt, objektiv oder so objektiv wie möglich zu sortieren. Das heißt nichts anderes als: Google ist keine Suchmaschine mehr, sondern eine Promotionmaschine.

       
       
      • Sie haben offenbar nicht verstanden, worauf ich hinaus will. Zur Verdeutlichung nochmal: keine Suchmaschine kann objektive Ergebnisse liefern. Keine Suchmaschine verspricht etwas derartiges, weder Google noch Bing, Yahoo oder sonst. Diesen Anspruch stellen allein Sie an Suchmaschinen, sehen sich dann enttäuscht und vermeintlich im Recht. Aber schon die Prämisse ist falsch.

        Google verspricht jeweils eine Rangliste von Webseiten zu einem bestimmten Suchbegriff, sortiert nach einem subjektiven, größtenteils geheimen Algorithmus. Nicht mehr und nicht weniger. Jede andere Suchmaschine verspricht exakt das gleiche. Mehr können sie auch nicht versprechen. Damit sind sie trotzdem weiterhin Suchmaschinen, keine “Promotionmaschinen”.

        Dass die Höhergewichtung der eigenen Services zum besagten Algorithmus gehört ist denkbar. Jeder Nutzer, der der Meinung ist, dadurch schlechtere Suchergebnisse geliefert zu bekommen, kann schließlich die Suchmaschine wechseln. Aber bekanntermaßen bevorzugt bspw. auch Bing bei Eingabe einer Straße/Adresse den hauseigenen Kartendienst, unterscheidet sich also in dieser Hinsicht nicht von anderen Suchmaschinen.
        Um es zusammenzufassen: Ihr Fehler ist, dass Sie Google an Ihrem, nicht an Googles eigenem Anspruch messen.

         
         
  67.  

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