Wie viele amerikanische Zeitungen haben auf ihren Webseiten eigentlich Abo-Modelle eingeführt? Mit dieser Frage hat sich das Axel Springer Silicon Valley-Team beschäftigt. Hier die Ergebnisse in einigen ausgewählten Grafiken.
Zum Silicon Valley-Team gehören Kai Diekmann, Peter Würtenberger, Marin Sinner und ich. Bei der Recherche unterstützt haben uns drei deutsche Stanford-Studenten: Jonas Rave, Philipp John und Luca Beltrami. Quellen für diese Untersuchung waren ausschließlich öffentlich zugänglich Daten: die Webseiten der Verlage, Übersichten des US-Zeitungsverlegerverbands NAA, Berichte in Fachmedien wie Paid Content und Geschäftszahlen von PressPlus, dem führenden Technologieanbieter für Paywalls.
Rund 27 Prozent der Webseiten amerikanischer Zeitungen haben bereits Abo-Modelle eingeführt, etwa 63 Prozent noch nicht. Aus Gesprächen mit vielen der Verlage ohne Paywall wissen wir, dass sie Abo-Modelle vorbereiten. Ihre genaue Zahl lässt sich aber nicht seriös benennen und wird in der Grafik daher nicht genannt:
Gewichtet man die Zahl der Webseiten mit Abo-Modell nach der Zahl der verkauften Auflage der (gedruckten) Zeitungen, ergibt sich, dass rund 35 Prozent Zahlmodelle eingeführt haben und 65 Prozent noch nicht:
Interessant ist der Blick auf die größten Zeitungen der USA, also führende Medien wie die New York Times. Von diesen Marktführern und Trendsetzern haben 55 Prozent Abomodelle und 45 Prozent nicht. Seit Zusammenstellung dieser Zahlen hat die Washington Post, die zuvor zurückhaltend gewesen war, nun doch ein Metered Model angekündigt. Sie ist also dazu zu rechnen und erhöht den Wert der Zahlmodelle deutlich über 55 Prozent. Fast alle verbliebenen Zeitungen arbeiten an Zahlmodellen. Es ist zu vermuten, dass im Kreis der Top 20 in ein bis zwei Jahren 100 Prozent erreicht werden:
Hier die Gewichtung nach Auflage, ebenfalls für die Top 20 und noch ohne die Washington Post. Damit sind es fast 60 Prozent:
Der wöchentliche Abo-Preis ist seit Juli 2011 im Schnitt um 36 Prozent gestiegen. Die Akzeptanz der Angebote beim Publikum hat diese Preissteigerungen möglich gemacht. Allerdings liegen die Preise mit 2,15 Dollar immer noch auf niedrigem Niveau:
Die Zahl der kostenlosen Artikel pro Monat ist im Schnitt von 13 auf 10 gesunken – ein weiteres Indiz für den Erfolg der Zahlmodelle:
Paywall-Dienstleister PressPlus gibt für seinen Kundenkreis folgende Verteilung kostenloser Artikel pro Monat an: Rund ein Drittel liegt schon unter 5, zwei Fünftel zwischen 6 und 9, ein Viertel über 10:
Fazit: Abo-Modelle für journalistische Webseiten sind in den USA heute ein sehr deutlicher Trend, besonders bei den Marktführern. Die Zurückhaltung der meisten deutschen Verlage fällt hinter diesen Trend zurück. Da die allermeisten Zahlmodelle in den USA Vertriebserlöse in die Kasse bringen, ohne nennenswerte Werbeerlöse zu gefährden, unter dem Strich wirtschaftlich also positiv sind, muss man feststellen, dass viele deutsche Verlage Geld auf dem Tisch liegen lassen, dass sie leicht verdienen könnten.
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Sorry, mir sind die Prozent-Angaben hier zu Bezahl- versus Gratis-Inhalten in den USA nicht genau genug. Mag sein, dass prozentual eine Merhheit von Zeitungen Inhalte verkauft, nicht verschenkt. Aber was ist mit den ueberregionalen Zeitungen in USA, nytimes, latimes, wapo, wsj, usatoday? Wo muss man da bezahlen? Bei “USA Today” schon mal nicht, und die kommt der Bild am naechsten und hat die hoechste Auflage und ist profitabel. Und warum wird das “metered” Modell hier nicht erklaert?
M. Boettcher
Hm, 27% haben eine Paywall, 63% nicht. Das sind dann 90% von allen. Was machen eigentlich die verbleibenden 10% der Zeitungen? Haben die nur eine virtuellle Hecke um ihre Webseite gepflanzt? Oder bekommt der Besucher gar Geld dafür, das er die Site besucht?
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Jan
Also doch eine Alternative zum Leistungsschutzrecht? Geld einnehmen durch Geschäftsmodell statt Gesetz? (wobei natürlich keins davon Einnahmen garantiert, aber das wäre ja auch irgendwie sozialistisch, oder?)
kleitos
Paywalls rund um den Contant von AS: das wünsche ich mir. Es wäre echt mal interssant zu sehen, wem der Content dort tatsächlich Geld wert ist.
Und nun wissen wir auch, warum sich die deutsche Zeitungslandschaft eher zurückhaltend dem Thema Paywalls nähert: das Wissen um die Wertlosigkeit der Inhalte gepaart mit der Selbtwahrnehmenung als Reichweiteenvermittler der Werbebranche.
“muss man feststellen, dass viele deutsche Verlage Geld auf dem Tisch liegen lassen, dass sie leicht verdienen könnten.”
DAS wird sich zeigen … (s.o.)